Waldbrände auf La Palma: Nieves Rosa Arroyo informiert über Prävention und Ursachen
Im Sommer steigt die Waldbrandgefahr -
mehr als 330 Personen in Bereitschaft
Der Juli 2014 auf La Palma präsentierte sich so kalt wie seit langer Zeit nicht mehr, aber seit einigen Tagen steigt die Quecksilbersäule im Thermometer, es wird zunehmend heißer. Was Badenixen und Freunde der vielen Events im Sommer auf der Isla Bonita freut, hat leider einen großen Nachteil: Die Waldbrandgefahr klettert in den extemen Bereich. Deshalb hat sich das La Palma 24-Journal mit Nieves Rosa Arroyo unterhalten. Die Umwelträtin der Inselregierung gibt Tipps und Einblicke für Residenten und Touristen.
Señora Arroyo, die Waldbrandgefahren-Karte der staatlichen Wetteragentur AEMET zeigt im Moment schon einige rote Extrem-Risikoflecken. Wie beurteilen Sie diese Vorhersagen – sind sie verlässlich?Nieves Rosa Arroyo: Diese Art Vorhersagen sind sehr allgemein gehalten und beziehen sich auf klimatische Variablen. Das hilft, sich die Situation vorzustellen. Um sie tatsächlich beurteilen zu können, muss man weiter differenzieren. Auf La Palma muss man immer die örtliche Vegetation sowie die aktuellen Windverhältnisse und Temperaturen berücksichtigen. Deshalb geben sowohl die AEMET wie auch die DGSE der Kanarenregierung lokale Vorhersagen heraus. Die gefährlichsten Situationen entstehen, wenn die sogenannte Tiempo Sur-Wetterlage herrscht. Dabei strömt Luft aus der Sahara auf die Kanarischen Inseln, dies erhöht die Temperatur spürbar und senkt die relative Luftfeuchtigkeit auf ein Minimum. Wenn dies noch von starken Winden begleitet wird, steigt das Waldbrand-Risiko in den extremen Bereich. Im Blick darauf kursiert ja auch die Risiko-Faustregel: Temperaturen über 30 Grad, Luftfeuchte unter 30 Prozent und Windgeschwindigkeit über 30 Stundenkilometer – können Sie das bestätigen?Nieves Rosa Arroyo: Ja, um die Gefahrensituation auf die Schnelle einzuschätzen, können diese Werte benutzt werden. Aber Waldbrände können auch in anderen klimatischen Situationen entstehen...Welche Gebiete auf La Palma sind besonders feuergefährdet?Nieves Rosa Arroyo: Am gefährlichsten sind Gegenden mit viel Gebüsch und Unterholz, denn das entzündet sich schnell und steckt dann andere Pflanzen an. Ausgewachsene Kiefern dagegen, bei denen die unteren Zweige entfernt wurden und die nicht zu dicht bei anderen Kiefern stehen, verursachen keine gefährlichen Brände. Die schlimmste Situation ist, wenn beides zusammenkommt, also Gebüsch und Kiefern, dann springt das Feuer schnell vom Unterholz auf die Bäume über. Wenn dann noch Wind dazu kommt, können Waldbrände entstehen, die sehr schwer zu löschen sind und sehr lange dauern können.Wieviele Helfer stehen auf La Palma im Falle eines Waldbrands bereit, wobei wir nicht hoffen, dass er eintritt?Nieves Rosa Arroyo: Derzeit sind mehr als 330 Personen in Bereitschaft. 184 von ihnen gehören zum Umweltamt der Inselregierung, 94 Leute – darunter auch die Piloten der BRIF-Helis – stellen das Umweltministerium und die Verwaltung der Nationalparks der Kanarenregierung. Dazu kommen mehr als 50 freiwillige Feuerwehrmänner aus La Palma.Reicht diese Manpower aus, um mögliche große Feuer schnell unter Kontrolle zu bekommen?Nieves Rosa Arroyo: Das stellt sich immer erst im Zuge eines Brandes heraus und hängt von dessen Größe und Verlauf ab. Auf La Palma wie auf allen Inseln des Archipels sind wir bei einem großen Waldbrand immer auf gegenseitige Unterstützung angewiesen. Gibt es auch Freiwillige, die die Feuer bekämpfen?Nieves Rosa Arroyo: Ja, neben der schon erwähnten Vereinigung der Bomberos Voluntarios La Palma gibt es Verbände der Inselregierung sowie unabhängige Verbände, die im Logistikbereich zusammenarbeiten. Sie kontrollieren zum Beispiel die Zugänge oder unterstützen die Kommunikation der Einsatzkräfte. Einige Gemeinden auf La Palma haben außerdem ihre eigene Zivilschutz-Gruppe.Bisher ist La Palma im Frühsommer noch mit einem blauen Auge davongekommen. Die beiden Feuer in El Paso im Mai waren ebenso wie der Brand in Garafía Ende Juni 2014 schnell unter Kontrolle. Weiß man da schon etwas über die Ursachen?Nieves Rosa Arroyo: Die Schlüsse, die die Experten bei der Untersuchung der Waldbrände ziehen, sind in vielen Fällen nur Mutmaßungen. Denn leider finden sie nicht immer beweiskräftige Proben für die Brandursache. Auch in den obengenannten Fällen in El Paso haben die Ermittler sehr wenig Indizien gefunden, so dass die konkrete Ursache für die Feuer nicht festgestellt werden konnte.Señora Arroyo, welche Brandursachen haben die Fachleute vom Medio Ambiente insgesamt schon aufgespürt, und wie ermitteln sie?Nieves Rosa Arroyo: Auf La Palma ensteht der Löwenanteil der Feuer durch Fahrlässigkeit, also durch unkontrolliertes Feuermachen, durch brennende Zigarretten und durch Funkenflug beim Abschneiden von Rohren oder auf anderen Baustellen. Und dann gibt es natürlich noch andere Fälle, in denen Menschen die Hand im Spiel haben... Daneben verzeichneten wir schon von Blitzschlag verursachte Waldbrände, allerdings waren das einzelne Ausnahmefälle. Die Mehrheit der Mitarbeiter des Umweltamtes hat Kurse zur Untersuchung von Brandursachen besucht. Dabei haben sie gelernt, Spuren und Markierungen, die das Feuer auf seinem Weg in der Landschaft hinterlassen hat, zu lesen. So können sie auch den Punkt feststellen, wo das Feuer ausgebrochen ist.Wie funktioniert das Alarmsystem und was sollen Leute machen, die den Ausbruch eines Feuers entdecken?Nieves Rosa Arroyo: Jeder sollte zunächst versuchen, den Brand mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und größter Vorsicht zu löschen – natürlich nur, wenn das noch möglich ist, und man sich nicht der Gefahr einer Rauchvergiftung aussetzt. Ansonsten sollte man umgehend im Centro de Coordinación Insular, genannt CECOPIN, anrufen. Das geht sowohl über die Notrufnummer 112 als auch unter der Rufnummer 922.43.76.50.Wie sollen sich Wanderer verhalten, falls in ihrer Umgebung ein Waldbrand ausbricht?Nieves Rosa Arroyo: Für diese Situation gibt es Richtlinien, denen man folgen sollte: Setzen Sie einen Notruf ab, und geben Sie Ihren Standort durch. Beobachten Sie die Richtung, die das Feuer einschlägt, und versuchen Sie, einen Fluchtweg zu entdecken. Finden Sie heraus, aus welcher Richtung der Wind weht, und gehen Sie immer in die entgegengesetzte Richtung. Wenn möglich, begeben Sie sich dabei in Gegenden mit wenig Vegetation. Fliehen Sie vor dem Feuer an dessen Flanken oder durch schon verbrannte Gebiete, vermeiden Sie Schluchten, und bleiben Sie in der Nähe von Barrieren wie Straßen und Feuerschneisen. Ziehen Sie auch bei Hitze die Kleidung nicht aus, denn diese schützt. Wenn Sie in einer Zone mit Rauchentwicklung sind, halten Sie sich ein feuchtes Tuch vor Mund und Nase. Das Medio Ambiente hat einen Ratgeber zum Brandschutz von Häusern im PDF-Format herausgegeben. Leider nur auf Spanisch, können Sie unseren Lesern die wichtigsten Punkte nochmal auf Deutsch erklären?Nieves Rosa Arroyo: Das beste Mittel, einen Brand vom Haus fernzuhalten, ist Gebüsch und Gestrüpp in der Nähe zu entfernen und Bäume so zu schneiden, dass sie in maximalem Abstand zueinander stehen und keine Äste herunterhängen. Denn die größte Hitze entsteht, wenn Büsche brennen, und dann kann das Feuer auf die Bäume überspringen. Wir empfehlen außerdem, in Hausnähe Gewächse zu pflanzen, die schlecht brennen. Zum Beispiel der Gagelbaum Faya oder sehr wasserhaltige Pflanzen.Anwohner zum Beispiel beim großen Brand 2009 im Süden La Palmas berichteten, dass das Feuer „von Kiefer zu Kiefer“ sprang und diese regelrecht explodierten. Aber die Pinos sind geschützt – darf man sie zum Brandschutz fällen, wenn sie nahe am Haus stehen?Nieves Rosa Arroyo: Bei den vergangenen Waldbränden in Mazo, Fuencaliente und El Paso gab es viele Beispiele von mit kanarischen Kiefern umstandenen Häusern, die keinen Schaden erlitten haben. Dagegen sind viele von Gebüsch umstandene Häuser total abgebrannt. Die Bäume an sich sind nicht schuld, wenn die Häuser Feuer fangen. Im Gegenteil, wenn man sie pflegt und herabhängende Äste abschneidet, spenden sie Schatten und hindern das Gebüsch am Wachsen. Das feine Unterholz entzündet sich sehr leicht, dagegen ist es sehr schwer, große Äste von Bäumen in Brand zu setzen. Die kanarische Kiefer steht zwar unter Naturschutz, allerdings muss man jeden Einzelfall betrachten. Bevor eine Fällgenehmigung erteilt wird, begutachtet das Medio Ambiente das Alter, die Größe, das Umfeld und die Zone, in der die Kiefer steht. Das Verbrennen von Gartenabfällen muss das ganze Jahr über beim Medio Ambiente angemeldet werden und ist nur zu gewissen Zeiten erlaubt. Gelten im risikoreichen Sommer besondere Vorschriften?Nieves Rosa Arroyo: Ja, im Sommer werden in bestimmten Zonen keine Genehmigungen erteilt. Zum Beispiel in der am meisten von Waldbränden gefährdeten Zone im Nordosten. Ansonsten gelten die üblichen Regeln für die Erteilung einer Genehmigung, die allerdings immer von der aktuellen Wetterlage abhängen.Señora Arroyo, das La Palma 24-Journal dankt Ihnen für dieses ausführliche Gespräch.Das La Palma 24-Journal hat schon einmal einen Artikel über die Umweltengel vom Medio Ambiente veröffentlicht - auch dabei ging es um Brandschutz.
Von La Palma 24