Meridian Zero von Stefan Werner & Geheimnisse der Insel La Palma von Ines Dietrich
Vom Akku-Aufladen und wunderschönen Geheimnissen
Viele verlieben sich gleich bei ihrem ersten Besuch spontan in La Palma - andere können mit Landschaft und Gelassenheit nichts anfangen. Die „Angefressenen“ verewigen ihre Eindrücke nicht selten in Buchform. Wir stellen hier zwei von ihnen vor, die nicht gegensätzlicher sein könnten: Den Newcomer Stefan Werner und sein Buch „Meridian Zero“ sowie die „Geheimnisse der Insel La Palma“ von Ines Dietrich, die seit 20 Jahren auf der Isla Bonita lebt.
Meridian Zero von Stefan Werner: Kanaren-Tour zum Akku-Aufladen
„Positive Erlebnisse helfen uns, die Batterien aufzuladen und wieder Kraft zu sammeln“, schreibt Stefan Werner im Vorwort seines ersten Buches Meridian Zero. Vom Burn-Out bedroht, entschied sich der 47jährige Werbefachmann für eine fünfwöchige Auszeit auf Fuerteventura, Lanzarote, Gran Canaria, Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro. Dabei bereiste er die sieben Inseln mit dem Rucksack, verzichtete auf noble Unterkünfte und die digitale Nabelschnur nach Hause. Lediglich ein Reisetagebuch war sein treuer Begleiter. Darin zeichnete der Autor seine persönlichen Erlebnisse und Gepräche mit Einheimischen auf, ergänzte alles mit etwas Recherche vor Ort und im Internet und verfasste aus diesen Zutaten den Meridian Zero. Der weltumspannende Nullmeridian führt auch durch El Hierro. Hier erkannte Stefan Werner, was insbesondere die westlichen, kleinen Eilande des Kanarenarchipels zu Juwelen im Atlantik macht: „Die Inseln sind wunderbar vielfältig und abwechslungsreich, die Distanzen angenehm kurz“. Auf La Palma wandert Stefan Werner über die Vulkanroute in den Süden und genießt in einer kleinen Bar in Fuencaliente „ausgezeichnete Tapas und ein Dorada“. Im Osten entdeckt er die Zigarrenkultur in Breña Alta, im Westen den Banenanbau und die Stadt Los Llanos, wobei er sogar um die „herzliche Rivalität“ der Westmetropole mit der Hauptstadt Santa Cruz weiß. Im Norden geht er einen gesperrten Weg bei den Marcos- und Cordero-Quellen und erlebt Abenteuerliches, er wandert durch die Caldera, ergattert einen der begehrten Plätze für eine Führung durchs Gran Telescopio de Canarias und berichtet vom Gesetz zur Reinhaltung des Himmels auf der Sterneninsel. Und das sind nur einige seiner Erlebnisse...Sein Fazit: „Auf La Palma ist die Vegetation am grünsten... mit solchen Landschaften hatte ich auf den Kanaren überhaupt nicht gerechnet. Vor allem aber verstellt sich La Palma nicht für die Touristen wie so manche der standardisierten und seelenlosen Ferienorte auf den Nachbarinseln, die überall auf der Welt stehen könnten und an denen alles künstlich ist.“Unser Fazit: Im Blick auf seinen kurzen Aufenthalt ist es Stefan Werner gelungen, die Besonderheiten von La Palma im Wesentlichen darzustellen. Er schreibt einfach, aber gekonnt und spannend; kleine Fehler sind bei einem im Eigenverlag ohne professionelle Lektoren gemachten Buch absolut unbedeutend. Der lange Exkurs über die von sogenannten "Risikoforschern" aufgebrachte Sensationsstory zum Abbruch der Westflanke von La Palma, die von der holländischen Universität Delft seit langem widerlegt ist, wäre jedoch nicht nötig gewesen - hier zu unserem Bericht darüber. Unterm Strich inspiriert Meridian Zero zum Entdecken der Kanaren, denn Stefan Werner arbeitet heraus, mit was die einzelnen Inseln punkten und worin sie sich unterscheiden. Das Buch kann bei der Entscheidung helfen, welche Insel für wen die richtige ist und als informative Grundlage für die Ausflugsplanung in den Ferien dienen. Der Meridian Zero ist auf Amazon als Taschenbuch erhältlich.Ines Dietrich: Die Geheimnisse der Insel La Palma: zwölf bunte Isla Bonita-Tücher
Während das ausgebaute Reisetagebuch von Stefan Werner La Palma eher streift, geht der Reiseführer von Ines Dietrich in medias res. Schon der Titel Geheimnisse der Insel La Palma verspricht Insiderwissen. Das hat die Autorin in 20 Jahren auf ihrer „Insel der Glückseligkeit“ erworben, wobei ihr das Leben und Arbeiten mit ihrem Mann Antonio ganz besondere Einblicke in das Wissen der Palmeros verschafft. Außergewöhnlich ist schon der Aufbau des Buches: Die Geheimnisse der Insel La Palma werden nicht nach geographischen Gesichtspunkten, sondern nach Monaten gelüfet. Ines Dietrich eröffnet stets mit einer palmerischen Bauernregel, sagt etwas übers Wetter und eine Region, erklärt selbst kleine Inselfiestas der jeweiligen Jahreszeit und macht Vorschläge für Spaziergänge und Wanderungen. Zu einer spannenden Lektüre selbst für La Palma-Kenner wird das Buch jedoch durch die vielen Erfahrungen und Beobachtungen der Autorin zuhause und unterwegs. Original palmerische Tipps für den Obst- und Gemüseanbau, fürs Bäumeschneiden und fürs Winzern helfen Hobbygärtnern auf La Palma weiter. Auch Mondzyklen und Gezeiten spielen bei den Pflanztipps eine Rolle. Die Flora und Fauna der Isla Bonita sind das ganz große Thema von Ines Dietrich, und ihr ungeheures Wissen stellt sie dem Leser zur Verfügung - untermalt von unzähligen Fotos bekannter Kamerakünstler. Zum Beispiel während eines Spaziergangs auf einem alten Pfad von Topaciegas nach La Palmita: „Die Wildbienen summen zu ihren Erdlöchern; Zitronenfalter, Weißlinge, Admirale und andere Schmetterlinge kreuzen meinen Weg. Zu Füßen der Montpellierzistrosen reckt der gelbe Zistrosenwürger, pútiga, seine roten kugeligen Knospen. Die Blüten der Schmarotzerpflanze erstrahlen später in leuchtendem Gelb. Sie enthalten einen natürlichen Klebstoff, den Kinder früher für Bastelarbeiten benutzten...“ Geheimnisse der Insel La Palma – ein Reiseführer? Wohl kaum. Dieses mit viel Hingabe erarbeitete Buch kann mehr, es ist informativ und berührend zugleich. Ines Dietrich verwebt ihren praktischen Erfahrungsschatz und poetische Beschreibungen mit Erzählungen, Gedichten und Rezepten von Palmeros zu zwölf bunten Isla Bonita-Tüchern, die sich der Leser immer mal wieder umbinden kann. Und so vermisst niemand, dass sie wie viele andere Reiseführer Hinweise auf Unterkünfte und Einkehrmöglichkeiten ganz bewusst außen vor lässt. Kein Wunder, dass das Werk von Ines Dietrich inzwischen bereits in der zweiten, aktualisierten Auflage gedruckt wurde – es ist eine Bereicherung für wissensdurstige La Palma-Fans, egal ob sie hier leben oder urlauben.Die Geheimnisse der Insel La Palma kann man auf 384 Seiten nachlesen. Zu dem im Konkursbuchverlag Tübingen erschienenen Buch gibt sogar eine eigene Facebook-Seite – hier klicken. Auf La Palma ist es in Souvenirshops wie dem La Sorpresa in El Paso oder dem Gecko in Puerto Naos erhältlich, im Internet steht es natürlich auf der Verkaufsliste von Amazon.Von La Palma 24