LaPalma 11.8.2016: Die Kanarische Kiefer grünt bald wieder - aktuelle Waldbrandinfos
Überlebenskünstler trotzen den Flammen schon immer
Über rund 4.700 Hektar dehnte sich der Waldbrand im August 2016 auf La Palma aus – das sind rund sieben Prozent der gesamten Insel. Allerdings verschlang er nicht überall in seinem Verbreitungsgebiet die gesamte Fauna und Flora. Luftaufnahmen zeigen, dass sich total verbrannte Stellen mit nach wie vor grünen Flecken abwechseln. Und selbst in den vom Flammeninferno verwüsteten Lagen gibt es einen Überlebenskünstler: Die Kanarische Kiefer - wir stellen den tollen Baum den Nicht-Ortskundigen mal kurz vor.
Wie Phönix aus der Asche erheben wird sich die Pinus Canariensis aus diesem wie aus den vorangegangenen großen Waldbränden auf La Palma. Zumindest die schon etwas älteren Exemplare der Pino Canario, die wegen ihres lateinischen und spanischen Namens oft mit der Pinie verwechselt wird, aber zur Familie der Kiefergewächse gehört. Denn die auf La Palma, El Hierro, La Gomera, Gran Canaria und Teneriffa endemischen Kanarenkiefern haben auf den aus Vulkanen geborenen, „heißen“ Inseln eine besondere Eigenschaften entwickelt: Ihre Pfahlwurzeln wachsen tief in den Boden, und ihre stark gefurchte und in schuppigen Platten aufgerissene Rinde ist bei Altbäumen bis zu 50 Schichten dick. Den Waldbränden widersteht dieses Wunder der Natur, indem seine Stammborke in den Flammen nicht verkohlt, sondern verkrustet. Dank diesem Schutzmechanismus verbrennen zwar Nadeln und kleine Äste, aber der Baum selbst bleibt intakt – und deshalb treibt er nach dem Feuer an Stamm und Ästen wieder aus, und seine "schlafenden Knospen" erwachen.Pinos machen sich ihren eigenen Regen
Das Wunder der Natur kann allerdings noch mehr: Die Kanarische Kiefer hat im Vergleich zu anderen Mitgliedern ihrer Familie extrem lange Nadeln, an denen vorbeiziehende Wolken kondensieren. Durch diese auch „Auskämmen“ genannte Art der Selbstbewässerung kommt es zu einem erstaunlichen Phänomen: Es regnet – aber nur im Bereich der Pino, drumherum bleibt es trocken. So haben sich die heute rund 50.000 Hektar umfassenden, grünen Kiefern-Lungen auf den Kanaren im Laufe der Zeit trotz Vulkanausbrüchen und Hitze im Sommer gebildet, und die Pinus Canariensis entwickelte sich zur größten, noch heute lebenden Kiefernart der Alten Welt - Europa, Afrika und Asien. Inzwischen steht der Baum unter Schutz und wächst so ungehindert prächtig. Zur Freude von Wanderern und Naturliebhabern, aber auch zum Leid von Menschen, die auf La Palma nahe den Waldgebieten wohnen. Denn die Gefahr, dass bei einem Brand das Feuer auf ihr Haus überspringt, steigt mit der ständig näherrückenden Grenze der immergrünen Bäume.Kanarische Kiefern sind heute geschützt
Aber man darf sie wegen des Naturschutzes nicht einfach so fällen – noch nicht einmal abgestorbene Kanarenkiefern im eigenen Garten. Erforderlich ist stets eine Genehmigung des Medio Ambiente, und bevor die erteilt wird, kommen die Mitarbeiter des Umweltamtes vorbei und machen sich vor Ort ein Bild. Die Schutzmaßnahmen waren freilich nötig, denn jahrhundertelang wurden die Bäume wenig respektiert. Weil ihr Holz im Vergleich zu den Kiefern im Mittelmeerraum schwer, hart und dauerhaft ist, rodete man die Pinos Canarios massiv und setzte sie in allen Baubreichen ein. Insbesondere ihr rötliches und harzreiches Tea-Kernholz war sehr gefragt, weil es Wasser und Schädlinge abhält. Aus diesem Grund gibt es heute auf den Kanaren nur wenige alte und sehr große Bäume dieser Gattung. Als der älteste gilt die Pino de la Virgen in El Paso auf La Palma, die geschätzte 800 Jahre auf dem Buckel hat. Das ist außergewöhnlich, denn eine „normale“ Pino lebt „nur“ 250 bis 300 Jahre. Im Dezember 2014 wurde diese Kanarenkiefer zum „Bien de Interés Cultural“, also zum Kulturgut erklärt. Dies löste große Freude in El Paso aus, aber der alte Baum und sein Erhalt machen natürlich auch Sorgen. Die Gemeinde muss zusammen mit Wissenschaftlern immer wieder nachhelfen, damit die uralte Pino de la Virgen noch eine Weile weiterlebt.La Palma Waldbrand: Es bleibt gefährlich- BRIF-Heli abgestürzt und Hitzewelle!
Weil der am Mittwoch vergangener Woche ausgebrochene Waldbrand auf La Palma lediglich "stabilisiert" ist, sind nach wie vor Löschtrupps am Boden und in der Luft unterwegs, um zu wässern und ein Wiederaufflammen zu verhindern. Dabei stürzte gestern ein BRIF-Heli im Bereich des Barranco El Cabrito bei Mazo ab - die Besatzung erlitt zum Glück nur leichte Prellungen, die sofort im Krankenhaus behandelt wurden.Last but not least: Das Cabildo von La Palma bittet Einwohner und Touristen um äußerste Vorsicht, bis der Waldbrand endgültig für "kontrolliert" erklärt wird - derzeit spricht man vom "stabilisierten Zustand" mit immer wieder aufflackernden Brandnestern.Durch die aktuelle Hitzewelle auf den Kanaren und La Palma ist das Risiko erneuter Waldbrandausbrüche nach wie vor extrem hoch. Deshalb wurde jetzt die LP-109 Las Mimbreras zwischen Barlovento und Garafía vorsorglich für den Verkehr gesperrt, um das sensible Gebiet zu schützen - es gibt eine Umleitung. Das Cabildo verbietet ausdrücklich offenes Feuer wie das Verbrennen von Gartenabfällen oder die Arbeit mit funkensprühenden Geräten im Freien. Für Barbecues wird empfohlen, Grillgeräte mit Deckel zu verwenden und sie in Bereichen ohne trockene Pflanzen oder Gestrüpp zu plazieren - vorsichtshalber immer Schlauch oder Wassereimer bereithalten!Das Wanderwegenetz der Insel bleibt gesperrt - Ausnahme: Die Strecken in Puntallana, San Andrés y Sauces und Barlovento sind offen!Von La Palma 24
Die alten (!!!) Kanarischen Kiefern sollen ja auch bei Bränden von dem Druck des Harzes unten am Stamm aufreissen, woraufhin flüssiges Harz ausfließt, brennt und dadurch in der unmittelbaren Umgebung des Baumes den Sauerstoff verbraucht, was wiederum das Holz nicht verbrennen lässt sondern nur verkohlt. Leider werden wegen der hohen Frequenz von Waldbränden die Bäume nicht mehr ausreichend alt.