Pilze auf La Palma: Forscherin Rose Marie Dähncke - Pilze-App und Pilz-Museum
Die „Gold-Rosi“ von La Palma sammelt Rekorde ein
Erste Regenfälle erfrischten die Wälder auf La Palma Ende Oktober 2016, und fürs kommende Wochenende kündigen die Wetterfrösche weitere Niederschläge an: Das sind gute Voraussetzungen, damit die Pilze auf der Isla Bonita in diesem Herbst und Winter wieder sprießen können. Leute, die schon unterwegs waren, berichten, dass sich die kleinen Kerlchen mit Hut - noch - nicht zeigen. Aber wir blicken schon mal ins Pilzparadies La Palma, in dem die Forscherin Rose Marie Dähncke eine ganz große Rolle spielt.
Hildegard Knef, Hans Rosendahl, Toni Curtis, Paul Newman, Jack Lemmon und Sammy Davis junior können in einem Atemzug mit Rose Marie Dähncke genannt werden. Denn alle haben eines gemeinsam: Sie sind im Jahr 1925 geboren. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen der Prominenz aus dem Showbusiness und der „Großen Dame der Pilze“: Rose Marie Dähncke lebt noch - und zwar auf ihrer Finca 'Los Castañeros' im Osten von La Palma.
Offenbar ist es äußerst gesund, ein Leben lang durch den Wald zu stapfen und Pilze zu suchen. Rose Marie Dähncke begann damit schon in jungen Jahren, wo sie die behüteten kleinen Kerlchen anfangs mit der Großmutter in Oberschlesien und später mit ihrer Mutter in der Märkischen Heide aufspürte. „Die Liebe zu den Pilzen wurde mir wohl vererbt“, lacht sie heute im Rückblick auf ihr Leben im Zeichen der Mykologie. „Ich bin davon besessen und möchte gar nichts anderes machen.“
Finca La Castaña: hier gedeihen 188 Pilzarten, rechts im Bild der Schwefelporling. Foto: Rose Marie Dähncke
Gold für „Pilzsammlers Kochbuch“
Während ihrer Zeit als Leiterin der „Schwarzwälder Pilzlehrschau“ in Hornberg entstanden der „Pilzkompass“, ein weiteres Standardwerk mit dem Titel „700 Pilze in Farbfotos“ und das mit einer Goldmedaille der Gastronomischen Akademie ausgezeichnete „Pilzsammlers Kochbuch“.
Gold-Rosi löst deutschlandweiten Pilzeboom aus
Hochgeschätzt war und ist das Wissen von Rose Marie Dähncke außerdem bei Lernwilligen in Sachen Mykologie. Mehr als 500 Pilzberater hat sie in ihrer Hornberger Zeit ausgebildet und damit den Grundstein für einen deutschlandweiten Pilze-Boom gelegt. Auf La Palma versuchte sie ebenfalls, den Seta-Erreger unter die Leute zu bringen. 1998 veröffentlichte sie „Die Pilze auf La Palma“ in spanisch-deutsch als Buch und als CD-Rom, außerdem gab sie Kurse für Mitarbeiter von Inselregierung und Bürgermeisterämtern.Darüber hinaus gründete sie den Verein „Sociedad Micológica La Palma“ und wurde zur Ehrenpräsidentin ernannt. Von der Resonanz ist die engagierte Expertin allerdings etwas enttäuscht: „Die Mitglieder des Vereins gehen lieber in den Wald zum Grillen und Feiern, als Pilze für Studienzwecke zu suchen“, erzählt mit einem nachsichtigen Lächeln. „Nach wie vor haben viele Palmeros Angst vor Pilzen, sie kaufen lieber die gezüchteten Setas im Supermarkt.“ Dabei, so Rose Marie Dähncke, seien die Giftpilze La Palmas wie der Fliegenpilz oder der Phanterpilz zu prägnant, um sie mit den Speisepilzen zu verwechseln.
Forscherin und Fotografin: Ihr Lebenswerk ist jetzt im Casa Roja in Mazo zu sehen. Foto: Sabina Maria Dähncke
Internationale Anerkennung
Sehr interessiert an Rose Marie Dähnckes Arbeit sind auch die Mykologen-Gesellschaften aus Teneriffa und Gran Canaria. Die„Sociedad Tenerife“ hat die versierte Fachfrau sogar zum Ehrenmitglied erhoben und ihr eine komplette Ausgabe der Vereinszeitschrift „La Turma“ gewidmet: „Uns ist keine andere Person bekannt, die soviel Gefühl und Herz für Pilze zeigt wie Rose Marie Dähncke – sie hat viele Seiten der kanarischen Mykologie-Geschichte geschrieben“.Wo und wann wachsen Pilze auf La Palma?
Wie sind Pfifferlinge und Steinpilze eigentlich nach La Palma gekommen? „Die hat der Passat aus dem nördlichen Europa herübergeweht“, weiß die Rose Marie Dähncke. „Das Erstaunliche ist, dass ursprünglich an Laubbäume gebundene Pilze sich auf La Palma umgestellt haben und hier mit Esskastanien oder Zystuspflanzen wachsen.“Noch nicht einmal Waldbrände, von denen La Palma auch diesen Sommer wieder heimgesucht wurde, können den wohlschmeckenden Winzlingen etwas anhaben. „Die Hitze des Feuers breitet sich nur wenige Zentimeter nach unten aus“, berichtet die Expertin. „Dem Mycel macht das nichts aus.“ Selbst die zunehmende Sammelwut von Touristen und Residenten sieht sie nicht als Gefahr für den Bestand: „Es ist gut, wenn man die Pilze abschneidet und hässlich, wenn man sie zerstört. Aber selbst dann kommen sie wieder.“ Wann sie das tun, sei allerdings stets die Frage. Rose Marie Dähncke kennt ihre eigenwilligen Pappenheimer: „Pilze machen, was sie wollen. Jedes Jahr ist anders, das kann man nie voraussagen, und es gibt immer wieder was Neues“.Somit könnte es durchaus sein, dass auf La Palma in Zukunft noch mehr bis dato unbekannte Fungi entdeckt werden. Drei der 35 Weltneuheiten, die Rose Marie Dähncke bisher wissenschaftlich nachwies, tragen übrigens ihren Namen: Entoloma rosemarie, Leucoagaricus rosemarie und Lyophyllum rosae mariae. Eine Ehre, die sich die „Große Dame der Pilze“ wohlverdient hat.Pilzmuseum in Mazo und Pilze-App
Das Angebot von Rose Marie Dähncke, ihre komplette Datensammlung sowie das gesamte Pilzmaterial für ein Museum zur Vefügung zu stellen, wurde im November 2015 in die Praxis umgesetzt: Im Casa Roja-Museum in Mazo steht Interessenten nun das Centro de Micología offen.Von La Palma 24