Stephan bereitet sich cool auf den heißen Vulkanrun am 7. Mai 2016 auf La Palma vor
„Fahre nicht mit Winterklamotten in der Sauna Rad“
„La Palma – ich komme wieder!“ schrieb Stephan Hugenschmidt schon 2014 auf seiner Website, als er bei seiner Transvulcania-Ultra-Premiere überraschend und sensationell auf Platz 5 unter den alten Hasen spurtete. Nach einem Jahr La Palma-Pause macht der Runner vom Team Salomon Deutschland nun sein Versprechen wahr und schnürt erneut die Laufschuhe für den Tanz auf dem Vulkan. Am 7. Mai 2016 fordert der Transvulcania-Ultra wieder mit 74 beinharten, höhenmetergewürzten Kilometern heraus - der 30jährige sieht dieser Challenge freilich völlig entspannt entgegen, wie unser Interview zeigt.
Stephan, bei der Transvulcania 2014 bist Du zum ersten Mal beim Ultramarathon angetreten und einfach mal so locker-flockig auf den fünften Platz gelaufen, eine unglaublich gute Leistung! Am 7. Mai 2016 greifst Du wieder an – wie bist Du derzeit aufgestellt?- Stephan Hugenschmidt: Das Jahr hat nicht schlecht begonnen. Ich habe ziemlich viel trainiert und bin motiviert. Allerdings war ich fast ausschließlich auf den Tourenskieren unterwegs. Mal schauen, ob und wie ich das bis im Mai aufs Laufen übertragen kann.
- Damals habe ich mir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht. Ich war super drauf, und es lief so gut, dass ich die Hitze gut weggesteckt habe. Wie heißt es so schön: Wenn’s läuft, dann läuft’s! Ob das dieses Jahr wieder so ist, weiß ich nicht. Aber ich bereite mich nicht speziell darauf vor – werde also nicht mit Winterklamotten in der Sauna radfahren ;-)
- Also dass es eine Party war, habe ich definitiv so empfunden! Besonders der Zieleinlauf hat mich total umgehauen. Was da an Menschenmassen waren, die jeden einzelnen Läufer bejubelt haben, war Wahnsinn! Das gibt’s hierzulande nicht. Die Stars habe ich leider nicht kennengelernt. Mehr als ein Abklatschen im Ziel und das Gratulieren hat sich nicht ergeben.
- Die Saison 2015 begann hervorragend. Ich war so euphorisch, weil ich durch den Umzug nach Schiers die Berge direkt vor der Haustüre hatte. Das Prättigau bietet schier grenzenlose Möglichkeiten sich auszutoben - ich fühle mich noch immer wie ein Kind in einem riesigen Abenteuerspielplatz. Allerdings kann das Fluch und Segen sein, denn die Gefahr zu viel zu machen ist halt ungeheuer groß! Und so habe ich ziemlich viel trainiert, was anfangs zu einer guten Form geführt hat. Aber es war einfach zu viel, und dann kam die Verletzung, die mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Im Hochsommer habe ich mich mit Fahrradfahren über Wasser gehalten, aber im Herbst konnte ich wieder laufen. Vielleicht war die längere Laufpause nicht schlecht, zumindest habe ich mich am Ende der Saison wieder recht gut gefühlt.
- Mein Problem war, dass ich außer Laufen überhaupt nichts gemacht habe – weder Dehnen, Kraftübungen noch sonst irgendetwas. Das ging eine Zeit lang gut, und ich habe damit auch meine größten Erfolge feiern können. Aber auf Dauer geht das schief. Ich habe mir dadurch extreme Muskelverkürzungen und -verhärtungen eingehandelt, die in Kombination mit zu viel Training fast zwangsläufig zu Verletzungen führen. Also: Vergesst nicht euch ausreichend zu erholen, zu dehnen, Krafttraining usw. zu machen! Unter versierten Läufern ist das allerdings kein Geheimnis…
- Training und Job unter einen Hut zu bringen, klappt hervorragend, obwohl es in der Schweiz fast keine Feiertage gibt und mehr gearbeitet wird als zum Beispiel in Deutschland. Ich arbeite zu 80 Prozent, und dank Gleitzeit bin ich auch sehr flexibel, was die Arbeitszeit angeht. Es ist also überhaupt kein Problem vor der Arbeit auf die Sassauna zu laufen und dafür am Abend etwas länger im Büro zu sein ;-) Zudem genieße ich die volle Unterstützung meines Arbeitgebers, was nicht selbstverständlich ist. Dafür bin ich sehr dankbar!
- Ja, im Winter ist das Tourenskilaufen meine große Leidenschaft! Das Radfahren ist eher nicht mein Fall, das mache ich eigentlich nur, wenn ich verletzt bin… Seit ich meine Suunto Ambit habe, zeichne ich jedes Training auf und mache am Ende des Jahres eine kleine Auswertung. 2015 bin ich 5.154 Kilometer gelaufen, 3.337 Kilometer Rad gefahren und 1.024 Kilometer Tourenski gelaufen. Aber die Kilometer sind mir eigentlich egal, viel wichtiger sind die Höhenmeter!
- Da gibt es keinen bestimmten Zeitpunkt. Ich war schon als Kind gerne mit meinen Eltern beim Wandern und Skifahren in den Bergen. In den letzten fünf Jahren hat sich das immer weiter intensiviert, und jetzt wohne ich in den Bergen...
- Dafür hatte ich im Mai vor zwei Jahren leider nicht ausreichend Zeit. Es blieb eigentlich nur der Tag nach dem Rennen. Aber dieses Jahr werde ich zusammen mit meiner Schwester und ihrem Freund eine ganze Woche auf La Palma sein, so dass wir ganz sicher mehr von der wunderschönen Insel sehen werden!
Von La Palma 24