„Das Wetter auf La Palma ist verrückt!“
Wetter ist immer ein Thema. Ganz besonders auf La Palma, der Kanareninsel für outdoor-aktive Leute. Das bewies auch der Run auf das just erschienene Buch von Roger P. Frey: Die ersten Exemplare von „Wetter auf der Insel La Palma“, die der Gleitschirmexperte von der Palmaclub-Flugschule im Büro in Puerto Naos und im La Sorpresa in El Paso vorrätig hatte, waren innerhalb weniger Tage vergriffen. Aber jetzt ist Nachschub eingetroffen, und wir haben zusammen mit dem Autor ein bisschen geschmökert.
Roger, die Ankündigung von Deinem neuen Buch „Wetter auf der Insel La Palma“ schlug ein wie der Blitz. Wie erklärst Du Dir den Ansturm?Roger: Ich muss sagen, ich war überrascht. Aber offensichtlich habe ich da einen Nerv getroffen. Denn dieses Buch ist im Gegensatz zu meinen ersten drei Veröffentlichungen nicht speziell auf Gleitschirmpiloten zugeschnitten, sondern liefert Wetterinfos für alle Leute, die auf La Palma unterwegs sind – also für Paraglider ebenso wie für Wanderer, Mountain-Biker und sogar für Autofahrer. Denn auch auf den Straßen kann es hier bei Starkregen wegen der oft damit einhergehenden Erdrutschen oder Steinschlägen gefährlich werden. Wie ist denn das „Wetter auf der Insel La Palma“?Roger: Verrückt – und es ist jeden Tag anders! Wir haben hier auf 50 Kilometer Länge und 27 Kilometer Breite ein so diverses Wetter wie in ganz Europa zusammengenommen. Wir fahren durch den Cumbre-Tunnel und haben den Nord-Süd-Effekt der Alpen. Im Westen erstrecken sich 7.000 Kilomter Atlantik, und wenn von dort mal was kommt, sieht man mega-lange nichts, und plötzlich fängt es an zu schütten. La Palma ist ein Mikrokosmos, dessen Wetter ich jetzt seit inzwischen 20 Jahren beobachte – und seit ich auf La Palma lebe jeden Tag im Detail. Dabei konsultiere ich täglich circa 20 Internetseiten und gleiche diese Infos mit dem ab, was ich vor Ort sehe. Dieser Erfahrungsschatz würde ein Buch mit 500 Seiten füllen, das würde niemand mehr lesen. Also habe ich mich in „Das Wetter auf der Insel La Palma“ aufs Wesentliche konzentriert. Was bedeutet „das Wesentliche“ für Dich?Roger: Ich habe ganz kurz den generellen Aufbau von La Palma und die Grundlagen der Meteorologie dargestellt. Denn Wetter ist Physik, und die muss begriffen werden. Dann bespreche ich verschiedene Wetterlagen auf La Palma im Detail. Zum Beispiel, was eine Passatlage, eine Tiefdrucklage oder eine Zwischenlage ist, aber auch den Levante oder den Calima... ... über die Definition der beiden letzten Begriffe wird hier auf der Insel ja oft debattiert. Erklär mal kurz den Unterschied, Roger!Roger: Es ist ganz einfach – Levante kommt von levantar - „wo sich die Sonne erhebt“ - und aus dieser Richtung, also aus der Sahara im Osten – bläst auch der Levante genannte trockene und warme Wind. Von Calima sprechen wir, wenn der Wind Sand mitbringt. Allerdings ist der Calima nicht an eine Windrichtung gebunden – der kann auch mal aus dem Norden kommen, wenn der Sand zuvor beim Atlasgebirge mit einem Tiefdruckgebiet aufs Meer geblasen wurde. Das Thema „Wind“ spielt in Deinem Buch auch in den Kapiteln „Wetterprognose für La Palma“ und „Wanderwetter“ ein sehr große Rolle...Roger: Natürlich, denn wer beispielsweise eine Vulkanwanderung machen will, sollte wissen, dass der Wind auf Meereshöhe in Puerto Naos gleich null sein kann, und oben bläst er mit 50 Stundenkilometern. Das macht dann keinen Spaß. Deshalb habe ich die beliebtesten Wandergebiete auf La Palma auch im Blick auf die Windverhältnisse besprochen. Im Kapitel Wetterprognosen gebe ich Tipps, wie man anhand von verschiedenen Internetseiten selbst eine Vorhersage zu Wind und Wetter treffen kann. Dabei informiere ich, wie die meteorologischen Websites zu lesen und zu interpretieren sind. Ich sage zum Beispiel, welche Seite aus meiner Erfahrung die beste ist, um eine Regen- oder Windprognose zu machen – wobei die Anleitung zur Bestimmung der Windwerte in verschiedenen Höhenlagen immer eine große Rolle spielt. Kann das Buch erfahrene Guides auf der Insel ersetzen?Roger: Nein, keinesfalls. La Palma-Urlauber sollten sich speziell bei Touren in der Caldera und den Schluchten der Insel – insbesondere bei unsicherer Wetterlage - immer an Leute wenden, die mehr wissen. Ich schreibe in meinem Buch auch ausdrücklich, das ich Wanderungen in diesen gefährlichen Gebieten bei Regen und vier Tage danach nicht empfehle – weil eben oft noch Steinschläge nachfolgen. Keinesfalls sollte man das Buch lesen und denken, jetzt kann ich alles. Ich möchte die Leser vielmehr dazu anregen, sich weitere Fragen zu stellen... Apropos Fragen: Wie wird der nächste Winter auf La Palma?Roger: Ich bin kein Fan von Langzeitprognosen. Aber ich weiß, dass wir im Pazifik wieder mal einen El Niño-Effekt haben. Diese warme Strömung vor der Küste von Peru soll in diesem Jahr relativ stark sein, so dass Experten in gewissen Gebieten mehr und in anderen weniger Regen als normal vorhersagen. Auf La Palma überwiegt leider die Wahrscheinlichkeit für weniger Regen – und das macht nach zwei trockenen Winter schon Sorgen. Auf der anderen Seite reichen uns hier zwei, drei satte Tiefdruckgebiete, die durchkommen, dann haben wir schon die Regenmenge, die wir brauchen. Im vergangenen Winter hatten wir das Pech, dass diese Niederschläge leider einmal 50 Kilometer zu weit südlich und einmal 50 Kilometer zu weit nördlich von der Insel abregneten. Nun, Urlauber und Gleitschirmflieger sind bestimmt nicht böse, wenn die Sonne scheint. Roger, wann hast Du eigentlich neben Deiner Arbeit als Fluglehrer im Palmaclub noch Zeit, um Bücher zu schreiben?Roger: In der Hauptsaison in den Wintermonaten habe ich dazu überhaupt keine Zeit. Da stehe ich morgens um 8 Uhr auf und surfe wie oben erwähnt auf den 20 Seiten im Internet, um das Wetterbriefing um 10 Uhr für die Piloten vorzubreiten. Danach fahre ich mit den Leuten zu den Startplätzen, manchmal unternehme ich auch einen Streckenflug mit ein paar „Küken“ nach Fuencaliente. Meine Hauptarbeite findet aber am Boden mit der ständigen Wetterkontrolle statt – besonders an kritischen Tagen. So geht das bis Sonnenuntergang, dann gehe ich manchmal noch mit den Piloten zum Essen oder nach Hause. (Anmerkung der Redaktion - wir haben Roger einmal einen Tag lang begleitet - zur Reportage hier klicken.) Und wann tritt dann der Autor Roger P. Frey in Aktion?Roger: Ausschließlich im Sommer. Für „Wetter auf der Insel La Palma“ habe ich von der Idee bis zum Buch insgesamt vier Jahre gebraucht. Denn neben der Recherche und dem Schreiben stelle ich meine Bücher auch von A bis Z selbst her – bis zum fertigen PDF als Druckvorlage für Books on Demand. Das ist zwar zeitintensiv, hat aber einen riesigen Vorteil: Ich kann alle meine Bücher immerzu bei Bedarf aktualisieren, und der Leser erhält bei Bestellungen zum Beispiel via Amazon immer nur die aktuellste Auflage. Denn Books on Demand ermöglicht, dass etwa Aktualisierungen im Blick auf Internetadressen oder Regeländerungen im Luftrecht sofort in den Büchern umgesetzt werden können. Besonders bei den Lehrbüchern, die ich bisher geschrieben habe, ist das unheimlich wichtig. Buch-Bestellungen sind auf der Website von Roger zum Preis von 14 Euro für die Printversion und 10.99 Euro für das e-Book möglich - hier klicken!Auf La Palma gibt es das Buch „Wetter auf der Insel La Palma“ im Büro des Palmaclub in Puerto Naos (gleich neben der deutschen Bäckerei am Südende des Badeortes). Außerdem verkauft das La Sorpresa in El Paso dieses Werk von Roger P. Frey. Bisher veröffentlichte Werke von Roger P. Frey:„Streckenfliegen“ – Lehrbuch zum B-Schein für Gleitschirmpiloten. (Erstauflage 2009)„Donnerwetter“ – Allgemeine und tiefergehende Wetterinfos für Luftsportler und Wetterinteressierte (Erstauflage 2010)„Whether the Weather“ – Englische Ausgabe von „Donnerwetter“ (Erstauflage 2015)„Wetter auf der Insel La Palma“ – Neuestes Buch von Roger auch für Laien (Erstauflage 2015).Von La Palma 24