Francisco Aldeano: Der Designer aus Madrid lebt jetzt auf La Palma
„Wenn ich nochmal auf die Welt komme,
werde ich Anthropologe“
„Ich bin Bildhauer“, „ich bin Techniker“, und „ich bin Feminist“. So bezeichnete sich Francisco Aldeano im Laufe unseres Interviews selbst. Seit ein paar Jahren schwingt der Künstler vom spanischen Festland auch den Malerpinsel – Grund genug, dem Multitalent mal über die Schulter zu schauen.
Francisco Aldeano lebt erst zwei Monaten auf La Palma und präsentiert derzeit schon seine dritte Ausstellung auf der Insel in der Galerie Avenida 17 in Tazacorte. „Opus Run“ sind seine Acryl-Malereien und Holzskulpturen überschrieben, zu denen ihn jahrtausendealte Felsmalereien in der Sahara inspiriert haben. Francisco blickt gerne auf die Zeit zurück, als er mit seinem Allrad-Auto die Wüsten durchquerte:Ich habe 20 Jahre den Norden Afrikas bereist, das letzte Mal 2012. Das war nicht immer ungefährlich, aber heute geht es gar nicht mehr. Auf diesen Expeditionen haben mich vor allem die Berberkultur und die bis zu 15.000 Jahre alten Felsgravuren in den Tassili-Gebieten fasziniert. Ich begann aber erst vor ein paar Jahren, sie mit dem Pinsel zu interpretieren, weil meine Tochter sagte: „Papa, Du musst malen.“ Denn Malen war eigentlich nie das Geschäft des 1948 in León geborenen Spaniers, der später in Madrid an der Institución Artística de Enseñanza (IADE) Industriedesign und Architektur studierte. Francisco Aldeano machte sich vielmehr im gestalterischen Bereich in Fachkreisen einen Namen. Seine teils meterhohen Skulpturen und seine öffentlichen Sitzgelegenheiten bilden Blickfänge in spanischen Städten wie Málaga oder Cádiz, und der Schwerpunkt seiner Arbeit lag im Industriedesign, erzählt Francisco:Jedes Jahr bin ich circa zwei Monate gereist, aber acht Monate lang habe ich dafür gearbeitet. Zum einen im Messebau, wobei ich vom Design der Stände bis zur Realisierung für alles verantwortlich war, denn ich bin eigentlich Techniker. Deshalb habe ich auch eigene Möbel und Lampen entworfen und für viele Firmen in diesem Bereich gearbeitet - zum Beispiel in Italien für ein Unternehmen, das die Patente für den Bau von Bauhaus-Einrichtungen hatte. Der Minimalismus zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk von Francisco Aldeano. Seine Messestände zeigen klare Linien, seine Möbel erinnern an Entwürfe von Le Corbusier und seine Skulpturen sind schlicht und stylisch. Dabei verfolgte der Techniker stets das Ziel, seine Designs an die Bedürfnisse der Menschen in Form und Farbe anzupassen. Francisco schmunzelt:Wenn ich nochmal auf die Welt komme, werde ich Anthropologe, denn als Designer interessiert mich grundsätzlich, woher alles kommt. Deshalb bin ich auch von Afrika als der Wiege der Menschheit und von den uralten Felszeichnungen und der Berberkultur so begeistert – schade nur, dass es darüber kaum Bücher gibt. Eine Kultur ohne nennenswerte schriftliche Dokumentierung – das erinnert La Palma-Kenner natürlich direkt an die Ureinwohner der Insel. Die spanischen Eroberer sorgten dafür, dass vom Leben und Wissen der Benahoaritas nur sehr wenig überliefert wurde. Und weil die einstigen Bewohner von La Palma keine Schrift kannten, waren die Conquistadores damit sehr erfolgreich. Die Benahoaritas ritzten ihre Botschaften wie die alten Völker in Afrika in Form von Symbolen in Stein und geben der Wissenschaft damit bis heute Rätsel auf – das bekannteste ist die Spirale, die auf vielen Souvenirs der Isla Bonita prangt. Und natürlich hat auch Francisco diese Parallele schon entdeckt:Als nächstes will ich das Leben der Ureinwohner von La Palma studieren. Das war eine hochinteressante Kultur, die wussten doch mehr als wir heute. Man muss sich nur mal vorstellen, wie hilflos wir wären, wenn ein Sonnensturm die Hochtechnologie unserer Tage vernichten würde...Und so steht schon fest, welches Thema die nächste Bilder-Serie des Künstlers haben wird. Allerdings dauert das noch eine ganze Weile. Und der weitgereiste Francisco will überraschenderweise seine Zelte auf La Palma dauerhaft aufschlagen, sofern er hier Arbeit als Industriedesigner beziehungsweise Bildhauer findet:La Palma ist eine kleine Insel, die nicht zu dicht besiedelt ist. Und sie strahlt sehr viel Energie aus, wir Künstler riechen das (lacht). Deshalb und wegen der sensationallen Natur leben wohl auch so viele Kunstschaffende hier. Außerdem gehört La Palma geograpisch zu Afrika, und es gefällt mir, in der Nähe von Afrika leben... Wir drücken Francisco Aldeano die Daumen, dass alles nach seinen Vorstellungen klappt. Wer persönlich mit ihm plaudern will, trifft ihn in der Galerie Avenida 17 in Tazacorte-Pueblo (gleich bei der Kirche gegenüber den Promenaden-Restaurants). Die Ausstellung Opus Run ist noch bis einschließlich 31. Juli täglich von 18 bis 21 Uhr und am Sonntag von 12 bis 21 Uhr geöffnet. Anschließend wandern die Werke von Francisco weiter ins Colegio de Abogados in Santa Cruz, wo sie vom 1. bis 15. August 2016 gezeigt werden. Übrigens fand der Künstler mit seiner Opus-Run-Schau Anfang 2016 sogar Aufnahme im Flughafen Madrid-Barajas.Von La Palma 24