Flamenco entre Amigos 2018: Bandleader Pedro Sanz gibt Aus- und Rückblicke
„Musik ist wie das Leben –
alles entwickelt sich weiter“
Sie sind ohne jeden Zweifel die musikalischen Botschafter von La Palma, denn die Flamenco entre Amigos touren seit Jahren jeden Sommer übers europäische Festland. Und das von Mal zu Mal erfolgreicher! 2018 waren sie vier Monate lang in Deutschland, Österreich und Holland unterwegs und haben ihre Konzerte schon gar nicht mehr gezählt. Wir sprachen mit Bandleader Pedro Sanz über die Tournee und über die Entwicklung der Formation, die in immer wieder neuer Besetzung dem Flamenco in unterschiedlichen Variationen frönt.
Pedro, die Konzerte der "Flamenco entre Amigos" in Europa werden stets von begeisterten Beiträgen in den Medien begleitet, wobei jedesmal La Palma erwähnt wird. Damit macht Ihr ja Werbung für die Isla Bonita – weiß das die Inselregierung zu schätzen?Pedro Sanz: Sie wissen das, aber es schlägt sich trotz vieler Gespräche nicht in Form von praktischer, sprich finanzieller Unterstützung nieder. Es wurde uns zwar immer wieder zugesagt, dass wir Subventionen bekommen, aber es passiert nichts. Warum, ist mir schleierhaft. Dabei sind wir doch Botschafter, und zwar nicht allein im Blick auf die Resonanz in den Medien über unsere zu 98 Prozent gefüllten Häuser bei unseren Auftritten. Denn wir verkrümeln uns nach unseren Konzerten nicht etwa zum Hintereingang raus, sondern wir mischen uns unters Publikum und sprechen mit den Leuten. Dabei erzählen wir natürlich stets über La Palma, und immer nur Gutes. Denn wir leben auf einer wundervollen Insel, und auch unsere beiden Alben sind von der Isla Bonita inspiriert. Unsere Tournee ist eine massive Unternehmung, 2018 waren wir vier Monate lang unterwegs, das kostet zigtausende von Euro. Und wir verlangen vom Cabildo ja nicht viel, schon ein bisschen würde helfen. Wie bekommt Ihr Eure Tour eigentlich auf die Reihe?Pedro Sanz: Das muss gut organisiert sein, wir fangen jetzt schon mit den Planungen für die Gira 2019 an. Wir schaffen das, weil wir wie eh und jeh von Freunden in Deutschland, Holland und Österreich unterstützt werden, die sich freuen, wenn wir bei ihnen wohnen. Ansonsten übernachten wir in Hotels, und unterwegs sind wir inzwischen nicht mehr wie früher mit dem Auto, sondern meist mit dem Zug. In den vergangenen Jahren mit dem Auto gestaltete sich das manchmal wirklich furchtbar: Wir waren manchmal bis zu sieben Stunden auf der Straße, es gab Staus, und wir haben uns verfahren. Am Ende kamen wir völlig erledigt an und mussten ohne Soundcheck sofort auf die Bühne. Natürlich versuchen wir, möglichst viele Konzerte in einer Region zu plazieren, das geht aber nicht immer. Manche findet man auch gar nicht auf unserem Tournee-Plan, weil sie sich in letzter Minute ergeben. Denn wir nehmen alles an, wenn wir „Löcher“ im Terminplan haben. Wie ergeben sich diese Spontankonzerte?Pedro Sanz: Da kommen Anfragen über E-Mail oder Facebook, und natürlich öffnen sich auf den Konzerten immer neue Türen – übrigens auch bei unseren Auftritten hier auf La Palma. Und wie gesagt, wir sprechen mit dem Publikum nicht nur über uns, sondern immer über die Isla Bonita. Ich kenne einige Leute, die nach unseren Gesprächen hierher in den Urlaub geflogen sind, Leute, die zuvor noch nie auf der Insel waren. Und wenn sie hier landen, fragen sie natürlich, wo wir spielen, weil sie uns treffen wollen. Das freut mich immer ganz besonders.Das mach ich jetzt auch: Wo spielen die "Flamenco entre Amigos" denn im Winter 2018/19?Pedro Sanz: Wir werden uns auf Orte wie die Casa Massieu in Tazacorte oder die Kulturzentren in den Gemeinden konzentrieren. Denn Musik ist wie das Leben: Alles ist im Fluss, wir entwickeln uns ständig weiter und wollen nicht mehr in Bars oder Restaurants auftreten. Das war früher in Ordnung, wir hatten tolle Nächte im Don Churro, in der Bar Caotico oder im Las Olas in Puerto Naos. Aber das war immer ein bisschen Fiesta, wir haben musiziert und gesungen, und nebenan wurde Bier getrunken und geredet. Es ist ein Kampf, dagegen anzuspielen. Das passt nicht wirklich zum Flamenco. Unsere Fans sind Leute, die zuhören wollen, deshalb spielen wir jetzt an Plätzen, die dafür besser geeignet sind. Dieses etwas feinere, exklusivere Konzept war schon im vergangenen Winter auf La Palma sehr erfolgreich, unsere Säle waren stets absolut voll. Wobei wir natürlich kein Flamenco-Spektakel wie bei großen Shows in Sevilla oder Madrid bieten. Während unserer Tournee im vergangenen Sommer kam es deshalb auch ab und zu vor, dass Leute wieder gegangen sind, weil sie so etwas erwartet haben und sehen wollten. Nicht jede(r) weiß halt, dass Flamenco nicht gleich Flamenco ist...Pedro Sanz: Natürlich, und unsere Konzerte sind eben nicht zum Tanzen und Festen, sondern für Leute, die zuhören und ein neues Flamenco-Konzept mit Anklang an andere Musik entdecken wollen. Ich möchte dabei meinen Respekt gegenüber dem Flamenco zeigen, denn Flamenco ist meine Religion. Mit den großen Shows in Madrid oder Sevilla können wir ohnehin nicht konkurrieren, das sind Spezialisten in der Darbietung. Es ist ein schönes Format, und es gefällt mir, aber die Flamenco entre Amigos haben einen anderen Stil.Der ergibt sich schon allein durch die ständig wechselnden Besetzungen. "Flamenco entre Amigos" heißt ja so, weil immer immer mal wieder wechselnde Freunde dabei sind.Pedro Sanz: Genau, so haben wir unsere Tournee 2018 im Mai mit Konzerten begonnen, bei denen Alexander Sputh und ich Gitarre spielten, außerdem wirkten ab und an unsere Sängerin Iosune und ein Jazz-Sänger mit. Das ist ein spezielles, sehr intimes Format mit vielen Eigenkompositionen von Alexander und mir, denn wir arbeiten schon seit sehr vielen Jahren im Ziriab-Projekt zusammen. Zudem spielen wir Stücke von den ganz Großen wie Paco de Lucía. Dieses Format werden wir auch im Winter auf La Palma beibehalten, und zudem gibt es die Konzerte der Flamenco entre Amigos. Beide Formate sind erfolgreich, das hat der vergangene Winter gezeigt: Da kommen unsere treuen Fans, die wir schon tausendmal gesehen haben, aber auch immer wieder neue Gesichter, Touristen, darunter viele Deutsche. Sie hören sehr aufmerksam zu, verstehen, dass das Kultur ist. Und wie ging es auf der Tournee dann im Juni, Juli und August weiter?Pedro Sanz: Da sind die Flamenco entre Amigos in größerer Besetzung aufgetreten: Iosune und ich, Pablo Rodríguez mit seiner Geige und der Klarinettist Holger Werner. Dabei gab es immer wieder kleine Änderungen, denn nicht alle Musiker hatten immer Zeit. Und im September und Oktober begleiteten sogar eine Profi-Tänzerin und ein Profi-Flamenco-Gitarrist aus Madrid unsere Tour.Professionelle Unterstützung bekommt ihr ja auch dieses Wochenende bei den Konzerten in Tazacorte und El Paso...Pedro Sanz: Das ist für uns wie eine Ehrennadel in Gold: Daniel Casares und José de Los Brezos fliegen ein! Das sind wahre Flamencos, der eine ist ein Meister an der Gitarre und der andere ein spektakulärer Sänger. Deshalb sind die Konzerte am 23. November um 20 Uhr in der Casa de la Cultura in Tazacorte und am 25. November um 19 in der Casa de la Cultura in El Paso zweigeteilt: Am Anfang sind sie flamenco-flamenco, und anschließend präsentieren wir Flamenco mit meinen Kompositionen und meiner Interpretation. Ich respektiere die Form des Flamenco, aber ich fusioniere ihn mit anderen musikalischen Stilrichtungen. Denn wir leben in einer Welt der Fusionen.Pedro, wir danken Dir fürs Gespräch und wünschen weiterhin viel Erfolg!Noch ein paar Infos zu den Flamenco entre Amigos
Back to the roots: Wer wissen will, wie es einst mit den Flamenco entre Amigos begann, kann diese Reportage im La Palma 24-Journal lesen.Aktuelle Konzerte finden sich immer auf der Veranstaltungsseite des La Palma 24-Journals.Die beiden bisher veröffentlichten Alben der Band heißen Abriendo Camino und Puerta de la Ilusión – sie werden während der Konzerte verkauft. Oder man setzt sich mit Pedro ins Benehmen.Kontakt zu Pedro Sanz: pedro.ziriab@gmail.com. Telefon: 0034-630.171.720.Von La Palma 24