Día de Los Indianos 2014 - Festrätin Marta Poggio lädt ein
Beim Indianertanz werden alle "pulverisiert"
Karneval ist eine Herzensangelegenheit der Palmeros: Sie lieben es, sich zu verkleiden und wochenlang zu feiern. In allen Gemeinden der Insel gibt es unzählige Events, wobei das größte und populärste der Día de Los Indianos in Santa Cruz de La Palma ist. Am 3. März 2014 haben die „Indianer“ wieder ihren kolonialen Auftritt mit Babypuder-Explosionen. Wir haben mit Marta Poggio gesprochen – die Festrätin der Hauptstadt führt Regie im weißen Hexenkessel.
Marta, der Día de Los Indinaos ist bei den Residenten auf La Palma ein fester Begriff. Aber Touristen und La-Palma-Freunde im Ausland wissen nicht wirklich viel über das Mega-Event. Kannst Du erklären, wie dieses Karnevalsspektakel entstanden ist?Marta: Das war in den 1960er Jahren. Damals kamen ein paar Karnevalisten auf die Idee, sich weiße Kleider anzuziehen, um die Rückwanderer auf den Arm zu nehmen, die einst von La Palma in die Karibik und vor allem nach Kuba emigriert waren, um ihr Glück zu suchen und reich zurückkehrten. Diese „ersten Verrückten“ zogen damals vom Club Náutico am Ortseingang von Santa Cruz aus los – deshalb wurde diese Straße inzwischen in Avendia de Los Indianos umbenannt. Die Idee schlug voll ein, und in den 1980er-Jahren beschloss die Stadt, daraus einen offiziellen Programmpunkt im Rahmen der Karnevalsveranstaltungen zu machen. Und von Mal zu Mal liefen die Indianos zu der Nummer schlechthin auf - es ist wirklich ein tolles Theater.Die Indianos parodieren die reichen Rückwanderer, indem sie sich weiß kleiden und zigarrenpaffend Geldkoffer und Papageienkäfige durch Santa Cruz schleppen. Welcher Kleiderstil ist eigentlich korrekt – schließlich gab es ja mehrere Wellen, in denen die Palmeros wegen Armut auswanderten und wohlhabend zurückkehrten?Marta: Ja, viele sind am Ende des 19. Jahrhunderts, als die Kolonialisierung von Kuba beendet wurde, nach La Palma rückgewandert. Dann gab es nochmal zwei Rückkehrer-Schübe, einmal in den 1920er- und einmal in den 1950er-Jahren. Deshalb gibt es beim Día de Los Indianos keine konkrete Vorschrift, in welchem Modestil die Kostüme sein müssen. Wichtig ist, dass die Roben elegant sind. Denn die reichen Heimkehrer verließen die Schiffe im Gala-Dress aus Leinen und Seide und behängten sich mit Schmuck, um ihren frisch erworbenen Reichtum den armen Daheimgebliebenen gnadenlos aufs Auge zu drücken. Zum Día de Los Indianos gehört es ja auch, mit Babypuder um sich zu werfen. Woher kommt eigentlich dieser Brauch?Marta: Diese Tradition gibt es auf allen Kanareninseln schon seit jeher – und hat auf fast allen bis heute überlebt. Das Talkum-Puder-Werfen in Santa Cruz de La Palma hat allerdings einen besonderen Stellenwert, denn hier fliegen am Día de Los Indianos Tonnen von Babypuder durch die Luft. Allerdings geht es an diesem Tag um mehr als Polvo und weiße Kleider, der Día de Los Indianos ist aus einer inneren Überzeugung der Palmeros entstanden, deshalb ist er unvergleichlich und unnachahmlich. Wir bereiten uns monatelang darauf vor. Da spielt kubanische Musik, ganze Familien putzen sich aufs Sorgfältigste heraus, man sieht viel Schmuck, Papageien, alte Schrankkoffer undselbstgebastelte Großaccessoires wie zum Beispiel nachgebaute antike Busse. Man versucht, sich mit den Übertreibungen gegenseitig zu übertreffen. Parodie und Humor werden an diesem Tag ganz großgeschrieben – und nicht zu vergessen die palmerische Gastfreundlichkeit. Jedermann ist herzlich willkommen – und weiß, dass er nicht aus dem weißen Inferno herauskommt, ohne "pulverisiert" zu werden (lacht).Weil der Día de Los Indianos so einzigartig ist, gab es kürzlich ein bisschen Stress mit Fuerteventura. Die Karnvevalisten von Tetir wollten die Einschiffung der Indianos kopieren. Marta, kann man ein Event wie den Día de Los Indianos vor Nachahmern schützen?Marta: In der Tat sah sich die Stadtverwaltung von Santa Cruz de La Palma gezwungen, eine offizielle Erklärung an die Verwaltungen zu schicken. Wir haben darum ersucht, die geplante Veranstaltung nicht zu unterstützen und ihre Realisierung zu unterbinden. Ich glaube, dass die Karnevale jeder einzelnen Insel ihre eigenen Symbole haben, und das müssen wir gegenseitig respektieren. Wir gewinnen nichts, wenn wir unsere Events zu breit austreten. Im Gegenteil – ich befürchte, wir würden unsere Identität verlieren. Wir glauben aber, dass Fuerteventura seinen Fehler einsieht und das Vorhaben rechtzeitig berichtigt. Der Día de Los Indianos erfreut sich von Jahr zu Jahr größerer Beliebtheit. Marta, wieviele Besucher werden am 3. März 2014 erwartet?Marta: Dieses Jahr transportieren zwei Fluggesellschaften die Karnevalisten auf unsere Insel – Binter und Canaryfly. Deshalb rechnen wir mit 70.000 Teilnehmern. Die Fluggesellschaften und auch die Fähren von Fred Olsen und Armas haben ihre Kapazitäten zum Karneval aufgestockt. Dieser Besucheransturm zum Día de Los Indianos trägt zum Wohl der ganzen Insel bei. Hotels, Restaurants, Ferienwohnungen, Mietwagen, Bars, Boutiquen und Geschäfte allgemein profitieren davon.Neben dem Día de Los Indianos gibt es ja noch andere Events zum Karneval 2014 in Santa Cruz de La Palma, der 2014 unter dem Motto Terror steht... Marta: Ja, unser Karneval bietet jeden Tag tolle Veranstaltungen. Wir fangen am 28. Februar mit dem Perücken-Fest an, bei dem sich die Leute verkleiden können wie sie wollen – Hauptsache sie zeigen ein verrücktes Haarteil. Die Perücken werden jedes Jahr spektakulärer – und inzwischen tragen viele Leute psychedelische Brillen dazu. Ein Karnevals-Highlight am Freitag nachmittag ist der Umzug mit 1.100 Kindern und natürlich am Samstag das Defile der Botschafter, die aus verschiedenen Ländern anreisen. Am Sonntag feiern die Indianitos – das sind die Miniausgaben der Indianos - schon zum dritten Mal wie die Großen, und am nachmittag und abend geht es weiter mit Karneval und viel Musik in der Altstadt. Ja, und am Montag wird die Stadt dann wie gesagt indianisch... (das ganze Programm auf indianos.info). Erstmals hat Santa Cruz zum Día de Los Indianos einen Wettbewerb für die ganz großen „Accessoires“ wie Busse oder Babypuder-Maschinen ausgeschrieben...Marta: Ja, wobei die Prämien eigentlich mehr symbolischen Charakter haben. Wir wollen damit den Leuten danken, die sich die sogenannten Artilugios ausdenken und bauen. Zum Zweiten möchten wir die Tradition wiederbeleben, bei der verschiedene Gruppen mit Karren, Segelschiffen, Bussen, Koffern und Polvokanonen beim Umzug am Nachmittag des Día de Los Indinaos ab 17 Uhr von der Avenida de Los Indianos aus durch die Altstadt bis zur Plaza Alameda ziehen.Marta, alle diese Events wollen organisiert sein. Wieviel Leute arbeiten in Deinem Team? Marta: Da sind unsere Mitarbeiterinnen in der städtischen Schneiderwerkstatt – und dann gibt es viele Leute im Rathaus und unzählige private Helfer in der Stadt, die auf freiwilliger Basis bei den Vorbereitungen dabei sind. Dabei geht es um Sicherheitsaspekte, sanitäre Einrichtungen, Musikplanungen, unsere Gratis-Polvo-Ausgabe und die Koordination von allem. Der Día de Los Indianos ist mit Sicherheit das Karnevalsereignis, das die meiste Kraft erfordert. (Mehr Hintergrundinfos)Apropos Kraft, wie geht es Dir eigentlich, wenn die närrische Zeit vorbei ist?Marta: Ich bin im Grunde ziemlich häuslich. Aber wenn es Fiestas gibt, bin ich – wie alle Palmeros – dabei. Am Perücken-Freitag beispielsweise zieheich auch eine auf und gehe zum Kinderumzug. Allerdings kann ich wie auch meine Helfer in der Organisation die Fete nicht so genießen wie die Besucher. Ich muss immer ein Auge darauf haben, dass alles glattgeht. Wir Organisatoren haben Freude am Karneval, wenn die Feiern laufen wie am Schnürchen. Und wenn alles vorbei ist, sind wir ziemlich erschöpft – aber das macht nichts, es geht um unsere Fiesta.Marta, wir danken Dir für dieses Interview und wünschen Euch allen, dass der Karneval 2014 ein Erfolg wird!Marta: Danke für Euer Interesse an unserer Fiesta – und wir würden uns freuen, Leser des La Palma 24-Journals beim großen Karnevalsspaß in Santa Cruz begrüßen zu dürfen!Das La Palma 24-Journal dankt auch den Mitarbeitern der Websites www.indianos.info und www.losindianos.es für die freundliche Zur-Verfügungstellung der tollen Fotos.Von La Palma 24