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ENGELSRUH – Eine Weihnachtsgeschichte von Horst Miersen

Gastbeitrag | 14.12.2023 | 9 | Diesen Artikel teilen
© Heidrun Schumann

In unserer oder sagen wir einmal, in einer Stadt in Deutschland, gibt es eine Gaststätte mit dem schönen Namen oder sagen wir einmal mit dem seltsamen Namen Engelsruh. Doch wie kam es zu diesem seltsamen Namen?

Nun, Hannah Engel und Alfons Ruh wollten heiraten. Aber vor dem Standesbeamten konnten Sie sich nicht einig werden ob, sie nun Engel oder Ruh heißen wollten. Nach längerem Auf und Ab rief der Standesbeamte, der keine Zeit mehr opfern wollte: „Dann heißen Sie ab heute einfach Engelsruh!“ Und so sollte es sein. Sie einigten sich auf den Namen Anna und Alfons Engelsruh.

25 Jahre bewirtschafteten die Beiden bei gutem Essen, freundlicher Bedienung und einer wunderschönen Einrichtung dieses Restaurant. Aber dann begab sich Alfons zur ewigen Ruhe und Anna war ganz allein auf sich gestellt.

Aber ein gutes Essen wurde weiter serviert, und durch die freundliche Bedienung von Anna blieb das Restaurant weiterhin bei allen Gästen in guter Erinnerung. Ein junger Gast schenkte ihr dann zu ihrem 60. Geburtstag ein wunderbares Bild, eigentlich mehr ein Schild, auf dem stand: Freundliches Essen und Leckere Bedienung.

Heute nun, am Heiligabend, stand noch ein anderes Schild vor der Tür. Und davon handelt jetzt die Geschichte.

Wie schon die letzten zwei Jahre stand Albert Kohm wieder vor dieser kleinen Gaststätte, die den schönen Namen Engelsruh hatte. Gott sei Dank war auch das Schild wieder da: Heiligabend bis 24 Uhr geöffnet.

Die letzten zwei Jahre verbrachte er den Heiligabend in dieser gemütlichen Gaststätte mit so netten freundlichen, alleinstehenden Menschen und einer wirklich liebenswerten Wirtin. Mit einem freundlichen „Frohe Weihnachten“ betrat er den Raum. Da stand sie, die Wirtin Anna Engels, und schaute ihm freundlich entgegen. Sie reichte ihm die Hand und mit einem freundlichen „Schönen Heiligabend, Herr Kohm“, bot sie ihm wieder den Platz am Kamin an.

„Sie müssen aber mit dem Weihnachtsmann den Tisch teilen.“ Albert nickte dem Weihnachtsmann zu. Beide schoben Tüten, Pakete und den großen Sack, die auf der Bank lagen, beiseite, so dass Albert Platz fand.

„Gestatten, Albert Kohm.“ Der Weihnachtsmann antwortete mit lustigem Augenzwinkern, dass er sich wohl nicht vor zu stellen brauche. „Wie Sie sehen, bin ich der Weihnachtsmann und muss hier noch eine halbe Stunde warten, um meine Geschenke zu überbringen.“ Die Wirtin kam auf Albert zu und fragte, was sie ihm bringen dürfe. „Wieder Kartoffelsalat und Knackwürstchen, wie letztes Mal, oder wie jedes Mal am Heiligabend?“

Albert nickte: „Dazu, obwohl es eigentlich nicht passt, ein Glas Glühwein.“ Dann stand er auf und ging ans Fenster. Er schaute hindurch und rieb mit seiner Hand die Scheibe klar. Er ging ganz dicht an das Fenster heran und schaute auf die andere Straßenseite zu dem Haus, das dort stand.

© Horst Miersen

Die Fenster waren erleuchtet, und er konnte den großen Tannenbaum sehen, der in der in der Stube stand. Dann rieb er sich mit einem Taschentuch über die Augen und ging langsamen Schrittes wieder an den Tisch zurück.

Die Wirtin kam mit Kartoffelsalat und Würstchen und stellte ihm auch den heißen Glühwein hin. Mit einem „Guten Appetit und Prost Herr Kohm“ und einem liebevollen Blick fragte sie, ob es denn mit ihm immer so weitergehen solle. Und noch einmal, da er nicht reagierte, „Soll es denn immer so weitergehen mit Ihnen?“

Albert nickte kurz, schaute sie traurig an und erwiderte: „Genau wie letztes Jahr und es werden auch wahrscheinlich noch einige Jahre vergehen.“ Der Weihnachtsmann schaute ihn von der Seite an und fragte was er für ein Problem habe und ob er ihm helfen könne. Albert meinte, dass man ihm nicht helfen könne. „Meine Probleme sind alle da drüben in dem Haus.“ „Probleme kann man aber aus der Welt schaffen, wenn man den nötigen Mut hat.“ „Eben, an dem Mut fehlt es mir.“ „Nun, ich bin ja der Weihnachtsmann, vielleicht kann ich Ihnen helfen?“ „Mir kann keiner helfen“ ,meinte Herr Kohm.

© Heidrun Schumann

Er nahm einen großen Schluck des Glühweins, nahm eine Knackwurst in die Hand, schaute dabei zur Wirtin und zum Weihnachtsmann. „Schon als Kind haben wir immer die Würstchen mit der Hand gegessen und nur den Kartoffelsalat mit der Gabel. Und heute mache ich das aus Verzweiflung auch.“ „Na, Sie müssen ja ganz schön verzweifelt sein“, meinte der Weihnachtsmann, lachte ihn dabei an und sagte: “Guten Appetit.“

„Appetit habe ich nicht, aber Hunger. Heute schmeckt es sogar sehr gut, weil der Kartoffelsalat hervorragend ist und ich in Gesellschaft bin. “Dann stand er wieder auf, ging ans Fenster, wischte die Scheibe wieder frei und schaute wieder rüber zum Haus. Er reckte sich, um ein bisschen besser zu sehen, aber so sehr konnte er sich nicht recken um in das Zimmer hineinschauen zu können.

Der Weihnachtsmann beugte sich zu ihm, als er wieder Platz genommen hatte, rieb ihm mit der Hand über den Rücken und sagte mit gütiger Stimme: „So nun, wenn Sie das letzte Würstchen verspeist haben, raus mit der Sprache, was liegt Ihnen auf der Seele?“ „Wieso wissen Sie, dass mir etwas auf der Seele liegt?

Aber sie haben Recht. Seit dreizehn Jahren ist meine Seele sehr gespalten. Da drüben auf der anderen Seite, da wohnt mein Sohn mit seiner Familie, mit zwei Enkelkindern, die ich noch nie gesehen habe. Sie müssen jetzt drei und sechs Jahre alt sein. Vor langer Zeit hatte ich eine große Maschinenfabrik.

Mein Sohn kam nach dem Studium zu mir in die Firma und in seinem jugendlichen Elan wollte er sehr viele Neuheiten einführen. Aber ich sturer Bock wollte alles so behalten wie ich es gewohnt war und wie es mein Vater mir hinterlassen hatte. Zwei Jahre ging es gut, aber dann kam der Tag, den ich heute noch bereue. Seine Sturheit und meine Sturheit gaben den Ausschlag, dass wir beide ohne Worte mitten in einer Besprechung auseinandergingen und er die Firma verließ. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber von der Zeit an ging es mit mir und meinem Betrieb immer weiter bergab. Bis ich dann von Lieferanten hörte, dass mein Sohn genauso eine Firma gegründet hatte und zwar mit großem Erfolg, kam ich zu dem Entschluss, meine Firma zu verkaufen. Und den Rest, lieber Weihnachtsmann, können Sie sich denken.“

Die Wirtin hatte sich inzwischen zu den beiden gesetzt. Sie stellte drei neue Glühweine auf den Tisch. Sie schaute zuerst zu Albert, dann zum Weihnachtsmann.

„Sagen Sie mal, mein Herr Weihnachtsmann, können Sie dem Herrn da nicht helfen?“ Der Weihnachtsmann schaute sie an, überlegte ein bisschen und mit einem Schmunzeln meinte er: „Ich glaube, ich könnte schon, aber ob der Herr sich helfen lassen will, das weiß ich nicht.“

Horst Miersen

Die Wirtin stieß Albert an und fragte mit einem Lächeln im Gesicht ob er sich nicht helfen lassen will. Albert schaute zu ihr und meinte, dass ihm nicht zu helfen sei. Der Weihnachtsmann rückte ein bisschen näher an Albert Kohm heran, legte fast väterlich und gütig seine Hand auf seine Schulter und fragte: „Sehen Sie diese vielen Geschenke, die hier liegen und auch den großen Sack, in dem noch mehr Gaben sind? Das soll ich um 18:00 Uhr drüben in dem Haus bei einer Familie Kohm abgeben. Ich glaube es ist wohl das Haus Ihres Sohnes, oder irre ich mich da?“

Die Wirtin erhob die Gläser: „Ich glaube, lieber Weihnachtsmann, Sie sollten jetzt einmal Ihre Idee herauslassen.“ Der Weihnachtsmann trank in einem Zug seinen Glühwein aus, schmunzelte ein bisschen vor sich hin und stand dann langsam vom Tisch auf. Er zog seinen roten schweren Weihnachtsmantel aus und rief: „Kommen Sie, Albert, aufstehen! Sie werden jetzt für mich drüben den Weihnachtsmann spielen. Keine Widerrede. Jetzt ist die Gelegenheit da, jetzt können Sie
zeigen, dass Sie Mut haben.“

Albert schaute mit traurigem Blick zur Wirtin und zuckte verlegen mit den Schultern. Er erhob sich, setzte sich aber wieder hin und meinte: „Das, was Sie wollen werde ich aber nicht können.“ Die Wirtin stellte sich hinter Albert, nahm ihre Hände, griff unter seine Arme und zog ihn mit einem kräftigen Ruck vom Stuhl wieder hoch und meinte: „Das Können liegt auf dem Friedhof und das Mache ich nicht liegt daneben. Nun geben Sie sich aber einmal einen Ruck, und ziehen Sie endlich ihre Jacke aus“. Der Weihnachtsmann nahm seinen Mantel und meinte: „Albert, Arme hoch und jetzt reinschlupfen.“

© Heidrun Schumann

Dann nahm er seine Weihnachtsmütze, stülpte sie Albert auf den Kopf, nahm das Gummiband an dem der Bart und eine dicke Brille hing und zog sie ihm über den Kopf. Die Wirtin rief: “Huhu da steht der neue Weihnachtsmann und der sieht noch besser aus als der alte.“ Albert blieb nichts weiter übrig als sich den Sack über die Schulter zu nehmen und die Pakete in die Hände. Frau Engelsruh schob ihn ganz energisch zur Tür und meinte: „Jetzt ist der richtige Moment gekommen. Der alte Weihnachtsmann öffnete die Tür: „Sie gehen jetzt da rüber, vertreten mich und alles andere und alles Weitere wird sich ergeben.“

Albert stapfte über die Straße. Von der Kirchturmuhr kamen sechs Glockenschläge und er wusste nun, dass auch seine Stunde geschlagen hatte. Er drückte den Klingelknopf und hoffte, dass ihn keiner hören würde, denn sein Herz hing ihm vor lauter Angst schon in der Hose. Er hörte kräftige Schritte, die kannte er noch, es musste sein Sohn sein.

Die Tür wurde geöffnet und eine wohlige Wärme kam aus dem erleuchteten Flur. „Oh Kinder, der Weihnachtsmann ist da. Kommen Sie herein lieber Weihnachtsmann, die Kinder warten schon auf Sie.“ Albert schaute seinen Sohn ängstlich an, und auf dem Weg ins Wohnzimmer folgte er ihm mit schlotternden Knien. Er sagte zu sich, Mensch sei kein Feigling, schlimmer als die letzten 13 Jahre kann es ja nicht mehr werden.

Sein Sohn öffnete die Wohnzimmertür, nahm ihn am Arm und schob ihn vor sich in das Wohnzimmer. In dem Moment als Albert seine beiden Enkelkinder und seine Schwiegertochter sah, die ihn alle anschauten, verließ ihn seine Angst und er versuchte ein richtiger Weihnachtsmann zu sein. „Hohoho, hier ist der Weihnachtsmann.“

Die beiden Kinder sahen ihn ängstlich aber erwartungsvoll an. Sie riefen: „Bist du wirklich der Weihnachtsmann? Du hast ja gar keine Stiefel, sondern ganz normale Straßenschuhe an, genauso wie unser Papa, wenn er ins Büro geht. Frierst du denn nicht an den Füßen?“

Albert lachte in sich hinein und meinte dass er wirklich der Weihnachtsmann sei. Der Junge ging auf ihn zu und meinte, dass er kein Weihnachtsgedicht aufsagen könne, er wäre viel zu aufgeregt und würde ganz bestimmt stottern. Das kleine Mädchen nahm den Weihnachtsmann an die Hand und meinte: „Lieber Weihnachtsmann, du bist bestimmt müde von dem langen Weg aus dem Himmel. Setz dich erst einmal hier in den Sessel.“

Albert schaute seinen Sohn und seine Schwiegertochter an. Die beiden schoben ihm einen Sessel zu und er setzte sich mit einem Seufzer hinein. Der Junge ging ganz aufgeregt zu dem Sack, schaute Albert an und meinte: „Sind da drinnen Geschenke für uns?“ Und nun verhielt sich Albert wie ein richtiger Weihnachtsmann.

Er hob die kleinen und großen Päckchen aus dem Sack. Dabei schaute er immer wieder zu seinem Sohn, der ihn mit einem verschmitzten Lächeln anschaute. „Sie machen wirklich alles richtig lieber Weihnachtsmann.“

Als die Kleine ihre Geschenke schnell ausgepackt hatte, sprang sie dem Weihnachtsmann auf den Schoß und rief: „Ich habe noch nie so viele süße kleine Geschenke bekommen wie von dir, lieber Weihnachtsmann!“ Der Junge schlich sich von hinten an Albert heran, riss ihm die Mütze vom Kopf und meinte er wolle einmal sehen wie so ein Weihnachtsmann ohne Mütze aussieht.

Im gleichen Augenblick zupfte das Mädchen am Bart von Albert, und so saß er ganz plötzlich mit nacktem Gesicht vor der Familie. Er schloss die Augen und wartete, was wohl passieren würde. Die Kinder schrien vor Vergnügen, sie klatschten in die Hände, seine Schwiegertochter stand auf, legte beide Arme um seinen Hals und rief: „Hallo, lieber Schwieger-Weihnachtsmann, herzlich willkommen bei uns!“

Albert saß ganz verdutzt da, er wusste nicht was er sagen sollte. Sein Sohn kam zu ihm, reichte ihm beide Hände und meinte, so sprachlos hätte er seinen Vater noch nie gesehen. Er sah ihn lächelnd an und setzte den Jungen auch auf Alberts Schoß.

„Meine Frau Maren hatte die Idee, dich von der Engelrsuh hierher zu lotsen.“ Es klingelte. Der Sohn ging zur Tür und herein kam der andere Weihnachtsmann und Frau Engelsruh.

„So Vater, hier sind die Beiden, die die ganze Geschichte kannten und dich dazu gezwungen haben, diese Weihnachtsgeschichte wahr werden zu lassen. Frau Engelsruh hat mir schon voriges Jahr erzählt, dass du jedes Jahr zu ihr in die Gaststätte kommst.“

Beide Kinder umarmten ihn fest und riefen: „Diesen Weihnachtsmann lassen wir nie wieder los!“

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9 Comments

  1. Christl says:

    Ich war ganz gerührt, als ich diese Weihnachtsgeschichte las. Musste meine Augen trocknen.
    Danke Horst, ich leite gerne Deine Geschichte an meine Freunde weiter.

    1. P says:

      Hallo Horst wir haben uns ja heute auf dem Weihnachtsmarkt gesehen .die Geschichte ist echt toll

  2. doba says:

    Eine wunderschöne Geschichte, die uns zeigt, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen, damit man nicht alleine bleibt. Danke dafür und ganz liebe Grüße.

  3. Rocky says:

    Schön geschrieben und sehr hintergründig. Geradezu schade, dass Weihnachten nur 1x im Jahr ist.
    Allen eine schöne Restadventszeit und ein frohes Fest.

  4. Heidrun aus Bad Birnbach says:

    Hallo Horst,
    eine sehr schöne Geschichte, sie sollte es als Film geben … würden bestimmt viele sehen wollen.
    Wünsch Euch schöne Feiertage und einen guten Rutsch in ein gesundes, glückliches 2024.

  5. Geli says:

    Danke!
    Eine herrliche Geschichte!
    Ein frohes und gesundes Fest!
    LG
    A. Rostalski

  6. Enrique Blanco says:

    Langsam aber sicher wird Horst zu einem guten Grund, regelmäßig hier vorbei zu schauen.
    Eine schöne Geschichte.
    Ein schönes Weihnachtsfest.

  7. Bianca&Giovanni aus Salzgitter says:

    Lieber Horst habe die Geschichte gerade gelesen eine wirklich rührende Geschichte. Mit einen tollen Happy End.
    Frohes neues Jahr wünschen wir euch. Unserer Urlaub auf La Palma ist morgen vorbei schön das wir euch persönlich kennenlernen durften.Bleibt Gesund und genießt eure Zeit.
    Lg Bianca und Giovanni

  8. Horst Michl says:

    Danke , ich hatte heute kurz die Gelegenheit euch zusammen kennenzulernen und sich kurz auszutauschen.
    Natürlich habe ich auch die wunderschöne Geschichte ….. sehr rührend aber dann mit einen Happy End
    Es wäre schön sich bei einer Tasse Kaffee wiederzusehen. Ich hoffe das die Email weitergeleitet wird . Grüße vom Bus 35 Santa Cruz Station San Antonio..
    Horst Michl

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