Eremiot: Allround-Talent aus La Palma
Rock, Jazz und Flamenco aus vollem Herzen
Ere: „Musik bedeutet alles für mich“
Vögel zwitschern, Hähne krähen, am Hang blühen Mandelbäume, unten schäumt der Atlantik: Inmitten der Idylle von Las Tricias wohnt, komponiert und textet Eremiot Rodríguez Rodríguez. Ere ist einer der bekanntesten Musiker auf La Palma, wobei sein künstlerisches Spektrum vom Rock über Balladen bis hin zu jazzigen Klängen und Flamenco reicht. Das La Palma 24-Journal hat ihn besucht und mit ihm ein bisschen über sein Leben geplaudert.
Eremiot lebt schon immer in Las Tricias. Früher im Haus seines Vaters, seit vielen Jahren mit seiner Familie im eigenen Casa samt Studio. Heutzutage kommen hier zahlreiche Wanderer auf ihrem Weg zum Zentrum des Ortes im Nordwesten von La Palma vorbei; als Klein-Ere vor 45 Jahren das Licht der Welt erblickte, war Las Tricias ein abgelegener Flecken, den nur ein paar Hippies entdeckt hatten. Dementsprechend begann auch seine musikalische Karriere - im zarten Alter von sechs Jahren, erzählt der Künstler:Eigentlich kaufte mein Vater eine Gitarre für meine Schwester, aber ich begann darauf zu üben. Ich wusste nichts von Noten oder Akkorden. Die Grundbegriffe lernte ich von einem Jungen aus dem Ort, bei den Weihnachtskonzerten in der Kirche, von meinem schweizer Nachbarn Anton Hosinski und von Nino, einem Hippie, der in Las Tricias lebte. Die akustische Gitarre bestimmte die Jugendjahre von Ere, heute spielt er auch Bass und manchmal Schlagzeug. Seine erste Band gründete er im Alter von 16 mit seinen Freunden aus Las Tricias Anton Hosinski, Michel García und Yonay Rodríguez, wobei die Chicos tierisch rockten. Paraiso Animal hieß diese Formation, die in unterschiedlicher Besetzung CDs produzierte. 1998 erschien das Album Isleños, 2002 wurde die Disc Gato Escalado gebrannt. Parallel dazu mischte Ere in einer der bekanntesten La Palma-Bands mit – Eso Es, die 1995 das Album La Vida es así veröffentlichte. Lang ist´s her, doch obwohl sich Eso Es schon längst aufgelöst hat, kann man die mal rockigen, mal besinnlichen Töne auch im Jahr 2015 noch live hören – zum Beispiel, wenn Eremiot mit seiner Tripulación-Band in der Bar Caotico in Puerto Naos auftritt:Wir laden oftmals Gäste zu unseren Auftritten ein. Das heißt, am Anfang spielen wir allein, und später kommen dann andere Musiker wie etwa Carlos Catana und Pedro Sanz von Eso Es dazu. Wir sind alle älter geworden, aber wir sind immer noch Freunde, und uns gefällt es, die besten unserer alten Songs mal wieder auf die Bühne zu bringen. Das ist ein Prozess, für den wir bisher noch keinen Namen haben, und wir wissen noch nicht genau, was sich in dieser Hinsicht in Zukunft tun wird. Mal sehen, was passiert... Gute Nachrichten für Kenner der palmerischen Klangszene. Denn bei Eso Es haute zum Beispiel Manolo Villalba aufs Schlagzeug, der heute mit der beliebten Rock´n´Roll-Formation Tihuya Cats für Bomben-Stimmung sorgt. Und der einstige Eso Es-Gitarrist Pedro Sanz hat sich inzwischen als Flamenco-Spezialist in verschiedenen Gruppen einen Namen gemacht. Pedro ist übrigens voll des Lobes für seinen Freund Eremiot:Er ist ein großartiger Musiker und Mensch. In all den Jahren unseres Zusammenspiels haben wir uns gegenseitig beeinflusst, und meiner Meinung nach ist Eremiot einer der sensibelsten, kreativsten und facettenreichsten Künstler auf den Kanarischen Inseln. Das Zusammenspiel von Pedro Sanz und Eremiot Rodríguez findet sich denn auch auf einigen CDs: Etwa auf denen der Flamenco-Jazz-Formation Ziriab und außerdem auf der 2014 erschienenen Premieren-Disc von Flamenco entre Amigos namens Abriendo Caminos. Ganz andere Töne dagegen schlägt Ere auf seiner Instrumental-Disc Para mi Palma an, auf der vom Rock bis zum Bossa „ein bisschen von allem“ vorkommt. Und die 2008 von Eremiot y la Tripulación veröffentlichte Scheibe Todo va Bien verschreibt sich völlig der Rockmusik. 2014 hat der Künstler auch noch den ersten offiziellen Transvulcania-Song getextet und komponiert. Im Blick auf all das könnte man denken, „der hat´s“. Aber weit gefehlt. Eremiot geht jeden Tag arbeiten, um die Brötchen für seine Familie zu verdienen:Wir Musiker auf La Palma können nicht vom CD-Verkauf leben. Es ist halt eine kleine Hilfe für die Haushaltskasse. Ich arbeite seit 25 Jahren beim Umweltamt der Insel in der Zone Tijarafe-Puntagorda-Garafía. Mein Team hält die Wanderwege in Schuss, kümmert sich um die Brandschneisen etc. Wir haben uns durch viele Kurse spezialisiert und schon viele Waldbrände mitgemacht...Das ist ein nicht immer ganz ungefährlicher Full-Time-Job. Aber Ere ist glücklich, dass er ihn hat:Diese Arbeit mit Sozialversicherung gibt Stabilität. Wenn ich sie nicht hätte, müsste ich wie viele andere von La Palma weg. Ich habe das mal ausprobiert, und ein paar Monate lang Verwandte in der Schweiz besucht. Aber es hat mir nicht gefallen, obwohl die Natur dort sehr schön ist. Aber es war sehr kalt in Genf, und auch die Leute sind sehr kalt. Deshalb bin ich froh, dass ich auf La Palma leben kann, denn hier ist nicht nur das Wetter besser, hier findet man mehr menschliche Wärme, und hier leben alle meine Freunde. Aus diesen Gründen verzichet Eremiot auch auf die Chance, außerhalb seiner Heimatinsel mit hochkarätigen Musikern zusammenspielen zu können. Er ist zufrieden mit dem, was ihm La Palma bietet:Es gibt hier natürlich nicht soviel Kultur wie etwa in Madrid. Aber die Konzerte sind gut, und es gibt tolle Künstler. Meine Arbeit lässt mir genügend freie Zeit, um Musik zu machen. Wenn ich heimkomme, gehe ich in mein Studio und komponiere, wenn ich ein Problem habe, spiele ich Gitarre. Musik bedeutet alles für mich. Was sollte ich ohne sie machen (lacht)? Nein, nein, ich glaube, ich könnte ohne sie nicht überleben... Konzerte gibt Eremiot übrigens nicht mehr so viele wie früher. Zweimal im Monat tritt er maximal auf. Deshalb informieren wir die Leser des La Palma 24-Journals, wenn er mit seiner Tripulación und eventuellen Gästen mal wieder irgendwo reinhaut.Last but not least: Einige der hier aufgeführten CDs kann man unter anderem bei Silke im Gecko-Laden in Puerto Naos erstehen und vorher auch reinhören. Und schöne Aussichten: Eremiot überlegt derzeit, ein Best-of-Album herauszugeben, auf dem Auszüge der erfolgreichsten Songs von Ere und seinen palmerischen Bandkollegen zu hören sind.Von La Palma 24