Gastbeitrag von Dieter Weiskircher

Bei unserem ersten Urlaub auf La Palma war die Insel für uns nur ein kleiner Fleck im Atlantik. Damals hatten wir noch keine Vorstellung, was La Palma alles zu bieten hat. Ihr Reichtum sind die Menschen, die dort leben, und ihre Schönheit. Wir haben die Insel fast ausschließlich mit dem Rucksack kennengelernt. Wer Stille und Erholung in einer einmalig schönen und abwechslungsreichen Landschaft sucht, ist hier genau richtig. Mit gutem Schuhwerk kann man auf den zahlreichen Wanderwegen – meist abseits jeglichen Trubels – fast überall hin gelangen. Die Insel hat einiges zu bieten:
- die Caldera de Taburiente, das "Dach der Insel" mit über 2400 Höhenmetern
- immergrüne Kiefern- und Lorbeerwälder
- Drachen- und Mandelbäume, Kakteenpopulationen
- bizarre Vulkane und erkaltete Lavaströme
- feuchte und unwegsame Barrancos
- steile Felsküsten im Norden und Nordwesten
- beeindruckende Aussichtspunkte
- schwarze Sandstrände in den südlichen Gefilden
- Bananenplantagen und Weinberge
- Gemüse- und Obstanbau im Norden
- Meersalzgewinnung im Süden

- die Hochlagen der Vulkanroute mit einer atemberaubenden Fernsicht auf die Nachbarinseln Teneriffa, La Gomera und El Hierro
- Wanderwege, die vor Hunderten von Jahren von Menschen geschaffen wurden
- Levadas, die von Wasserfällen gespeist werden
- riesige Wolkenwasserfälle
- erlebnisreiche Bootsfahrten (Wale und/oder Delfine inbegriffen)
- interessante Ortskerne und Stadtzentren mit freundlichen Menschen
- überall auf der Insel Spuren des Künstlers Luis Morera
Um das alles zu sehen und zu erleben, wird ein Urlaub wohl kaum reichen! Schon für das Naturereignis Wolkenwasserfall braucht man Geduld und auch etwas Glück.
Im letzten Sommer wanderten wir die Vulkanroute und in der Caldera de Taburiente. Beide Touren sind ein absolutes Naturerlebnis und könnten gegensätzlicher kaum sein.
Während die Vulkanroute über die Hochlagen der Insel führt, befindet sich die Caldera de Taburiente in einem riesigen Krater mit einem Durchmesser von über acht Kilometern.
Der Krater ist nach einer Seite geöffnet, und es scheint, als wäre vor Millionen von Jahren ein Teil der Inselmasse ins Meer geflossen. Mit einer Tiefe von etwa 1.700 Metern gehört er zu den größten Kratern weltweit. Um die Caldera de Taburiente richtig kennenzulernen, sollte man sie durchwandern.

Die Wege führen durch weitläufige Kiefernwälder,
vorbei an Quellen und kleinen Wasserfällen.
Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten hier sind fast ausschließlich natürlichen Ursprungs. Zu den bekanntesten zählt der Roque Idafe, ein riesiger Felsen, der zentral auf einem Bergrücken gelegen ist.
Er ragt circa 100 Meter in die Höhe und ist an vielen Stellen im Nationalpark zu sehen. Nach Überlieferungen war der Idafe für die Ureinwohner ein Symbol der Fruchtbarkeit und galt als heiliger Ort. Verschiedene Aussichtspunkte erlauben einen Blick aus der Vogelperspektive auf die Caldera. Insbesondere bietet sich hier der Roque de los Muchachos - auch Dach der Insel genannt - an, mit 2426 Metern der höchste Punkt auf der Insel.
La Palma wird auch "Isla Bonita" (die Schöne) oder "Isla Verde" (die Grüne) genannt. Diese Namen trägt sie zu Recht, auch wenn nicht alle Regionen der Insel grün sind. Sonnenanbeter planen ihren Urlaub eher im Westen der Insel. Die immergrünen Kiefern- und Lorbeerwälder findet man vor allem im Norden und Osten. Vom Dach der Insel blickt man, je nach Wetterlage, auf eine geschlossene Passatwolken-Decke. Nur die höchsten Punkte der Insel ragen dann noch heraus.
Ohne die Wolkendecke hat man bei guter Weitsicht einen grandiosen Ausblick über die ganze Insel.
Wer riesige Farne sehen möchte, sollte den Wanderweg Cubo de la Galga in der Nähe von San Andrés y Sauces erkunden.

"Junge" oder neue Lavafelder findet man im Süden oder Westen. Es dauert Jahrzehnte, bis sich die Natur nach einem Vulkanausbruch langsam wieder ausbreitet und Bäume wachsen.

Wir haben den jüngsten Ausbruch (Tajogaite) 2021 während einer Wanderung auf La Palma miterlebt -

Naturgewalten, die von Menschenhand nicht beherrschbar sind. Über 2000 Gebäude hat der Lavastrom „geschluckt“ oder zerstört. Große Landflächen wurden über Jahre unbewohnbar. Erst 3 Jahre später konnten viele Einwohner wieder in ihre Häuser, die den Vulkanausbruch überstanden hatten, zurückkehren.
Am Tag des Vulkanausbruchs begegneten wir nach unserer Wanderung in der Nähe von Tijarafe einer älteren Frau, die auf einer Bank saß. Zunächst erwiderte sie unseren Gruß nicht, denn sie war ganz auf ihr Smartphone fixiert. Als sie uns dann doch ansprach, entschuldigte sie sich und erzählte, dass ihr Haus unterhalb der Stelle lag, an der der Vulkan ausgebrochen war. In diesem Haus wollte sie ihren Lebensabend verbringen. Ihr einziges Hab und Gut bestand nun nur noch aus einem kleinen Auto und dem, was sie darin verstauen konnte. An der Bank hatte sie angehalten, um Bekannte wegen einer vorläufigen Bleibe zu kontaktieren. Auf der Rückfahrt von dieser Wanderung hielt unser Bus an einem "Auffanglager" für Vulkanflüchtlinge in Los Llanos. Einige Wanderer aus unserer Gruppe konnten wegen des Vulkans nicht mehr zu ihrem Hotel bei Puerto Naos zurückkehren. Im Lager fanden sich Menschen ein, die das gleiche Schicksal erlitten hatten wie die Frau, mit der wir gesprochen hatten. Unser Hotel befand sich auf der Ostseite der Insel. Auch dort waren die Auswirkungen des Vulkans jeden Tag zu sehen,
wenn auch bei weitem nicht so extrem wie auf der "Vulkan-Seite".
Mittlerweile, nur wenige Jahre später, sind der Vulkan und der erkaltete Lavastrom zu einem Ausflugsziel für Touristen geworden. Eine Wanderung zum Vulkankrater durch die Aschefelder des Tajogaite ist für viele Urlauber ein beeindruckendes Erlebnis. Die zahlreichen Überreste von Gebäuden, die aus dem erkalteten Lavastrom ragen, zeugen von den gewaltigen Kräften der Natur.

Die Bilanz unserer Urlaube auf La Palma fällt trotz dieses Naturereignisses sehr positiv aus: Mit den Jahren haben wir diese vielseitige und erlebnisreiche Insel zunehmend in unser Herz geschlossen.
.. eine bessere & zusammenfassendere Beschreibung unserer schönen Insel hab ich noch nie gelesen … vielen Dank für den tollen Artikel