Die Isla Bonita ist nach wie vor im Aufwind
Klein aber fein – diese Beschreibung trifft nicht nur auf die Kanareninsel La Palma im Allgemeinen zu, sondern auch auf den Palmaclub in Puerto Naos im Besonderen. Denn Roger Frey und Javier López Redondo können mit Stolz behaupten, dass ihr Unternehmen zwar nicht riesig, aber dennoch weltweit die einzige Gleitschirmflieger-Schule mit Schweizer Zulassung außerhalb des schönen Schweizerlandes ist. Das La Palma 24-Journal hat sich mit den beiden Profis übers Paragliden auf der Isla Bonita unterhalten.
Von nichts kommt nichts, und deshalb haben Roger und Javi ihre Hausaufgaben schon lange gemacht. Der Spanier Javi hängt zwar seit drei Jahren aus gesundheitlichen Grünen nicht mehr am Schirm, wirft aber nach wie vor seinen reichen Erfahrungsschatz als Sportpilot, Preisrichter und Ausrichter internationaler Wettbewerbe in den Ring. Ergänzt wird dieses Know-how vom gebürtigen Schweizer Roger, der die Fluglehrer-Lizenz für die Schweiz, Deutschland und Österreich in der Tasche hat. Und so können Palmaclub-Gäste unter der professionellen Regie von Javi und Roger einiges lernen:Wir sind die einzige Gleitschirm-Flugschule auf La Palma, die offiziell angemeldet ist und ausbilden darf. Dabei haben wir uns auf Weiterbildung spezialisiert, und wir bieten die Möglichkeit, sich hier vom Deutschen A-Schein auf den B-Schein - also für die sogenannte Streckenflugberechtigung - fortzubilden. Dazu müssen die Piloten Theorie, praktische Figuren sowie einen Streckenflug absolvieren. Dann können sie in Deutschland noch eine Theorieprüfung machen und anschließend die Papiere beim Deutschen Hängegleiter Verband – DHV – einreichen. Dabei sitzt Roger nicht nur im Büro des Palmaclub in Puerto Naos, sondern fliegt schon auch mal als „Entenmama“ vorneweg, wenn seine Küken sich ihren ersten Streckenflug nicht alleine zutrauen. Ansonsten ist er der Wetterfrosch der Paragliding-Flugschule. Jeden Morgen gibt es ein Briefing, das für alle Palmaclub-Gäste Pflicht ist – erst dann geht es hinauf zu den Startplätzen. Wobei sich die Gleitsegler auf das Wissen von Roger Frey verlassen können, denn er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Wetter auf La Palma und im Allgemeinen: Mein schon 2010 erschienenes Buch „Donnerwetter“ wurde 2013 aktualisiert, und 2015 wird es eine Neuauflage mit weiteren Kapiteln geben. Es soll kein Lehrbuch sein, sondern eher ein Nachschlagewerk, das die Lücke zwischen der relativ profanen, in der Gleitschirm-Ausbildung angebotenen Literatur und hochspezialisierten Büchern auf dem Markt schließen soll, die den Piloten zum Teil zu wissenschaftlich sind. „Donnerwetter“ deckt das Grundverständnis der Meteorologie ab, das ist Physik, die passiert überall. Spezieller wird es dann im Blick auf das Wetter auf La Palma. Darüber will Roger auch irgendwann mal schreiben, zunächst allerdings profitieren nur seine Kunden vom Insiderwissen – und außerdem interessierte Freiflieger, die im Palmaclub-Büro nachfragen. Auf den Rat des Experten zu hören, lohnt sich: Auch im Winter 2014/15 sind auf La Palma laut Roger keine schlimmen Unfälle passiert – obwohl im Schnitt um die 10.000 Gleitschirm-Flüge pro Saison absolviert werden:Diese Saison ist extrem gut verlaufen – wir hatten keine Unfälle mit Verletzungsfolgen. Es gab zum Glück nur zwei glimpflich abgelaufene Zwischenfälle. Bei einem hatte sich ein Pilot durch eine Fehlmanipulation in einer Thermik den Schirm abgerissen und ist in eine Bananenplantage gefallen. Aber es ist nichts passiert, nicht mal ein Schaden an den Pflanzen. Auch über die Unfälle führt Roger seit Jahren Buch:Ich schaue mir jeden Zwischenfall im Gleitschirm-Bereich auf der Insel an und zeichne alles auf, um diese Erfahrungen ins Sicherheitskonzept einfließen zu lassen. Man muss verstehen, warum Unfälle passieren, und um zu begreifen, was man dagegen machen muss. Gewissenhaftigkeit und Professionalität sichert Roger und Javi seit Jahren gleichbleibenden Zulauf von Paraglidern aller Herren Länder. Außerdem bietet der Palmaclub einen eigenen Startplatz, die sogenannte „Klippe“ oberhalb von Puerto Naos. Von hier aus und vom Startplatz Los Campanarios geht der Löwenanteil aller Flüge vonstatten. Ansonsten gibt es sechs weitere Startplätze rings um die Insel, wobei in Zukunft noch einer in Mendo dazukommen wird. Noch ist es aber nicht soweit, weiß Javi:Die ehemalige Mülldeponie Mendo wurde inzwischen mit Erde aufgeschüttet, aber das Gelände hat sich noch nicht gesetzt. Wir haben es kürzlich mit einer Sondergenehmigung der Inselregierung von La Palma ausprobiert, aber da müssen erst mal ein paar Pflanzen darüberwachsen, sonst würde schnell Schaden entstehen. Wir haben allerdings Verständnis dafür, dass unsere Piloten auch mal was anderes sehen wollen. Deshalb fahren wir zur Zeit, wenn es das Wetter zulässt, auch zum Beispiel mal an den Startplatz am Feuerturm auf dem El Time – das ist ein wunderschöner Flug, bei dem man die Caldera einsehen kann. Allerdings wird diese gegen Süden ausgerichtete Wand sehr stark von der Sonne beschienen, da entwickelt sich die Thermik sehr schnell und sehr stark – das kann herausfordernd und auch gefährlich sein. Deshalb schauen wir genau, wann wir dorthin gehen – und wenn, dann sind alle total begeistert. Zufriedenheit unter den Fluggästen zu schaffen, trotz Tagen, an denen man auf La Palma auch mal nicht abheben kann – das ist die Herausforderung für den Palmaclub. Roger und Javi verzeichnen übers Jahr gesehen sehr viele positive Rückmeldungen:Erst vor ein paar Tagen hatten wir ein Paraglider-Ehepaar, das eigentlich gar nicht buchen wollte. Denn die beiden waren bei ihren zahlreichen Gleitschirmflug-Reisen auf der ganzen Welt so oft enttäuscht worden. Dann sind sie aber trotzdem mit uns geflogen und haben gesagt, sie wurden noch nie so professionell betreut wie auf La Palma. Das gibt es leider immer wieder, dass Veranstalter die Piloten einfach nur den Berg hockarren und sagen „hier kannst Du starten“ – und tschüss. Dagegen verstehen wir uns nicht nur als Guides, sondern eben als Fluglehrer. Wie eingangs schon erwähnt, ist der Schwerpunkt im Palmaclub die Weiterbildung. Das heißt, wer hier mitfliegen will, muss schon den A-Schein in der Tasche haben und außerdem einen Versicherungsnachweis sowie seine komplette Ausrüstung mitbringen. Nur Funkgeräte werden zur Verfügung gestellt, so Roger:Nicht jeder hat ein Funkgerät, deshalb kann man die bei uns bekommen. Bei uns fliegt jeder mit Funk, denn ich will die Piloten jederzeit erreichen können. Nur so kann man durchgeben, wenn sich die Wettersituation verändert, das kann auch mal schnell gehen. Der rote Sicherheitsfaden zieht sich durchs komplette Palmaclub-Konzept. Nicht weiter verwunderlich also, dass er auch im Blick aufs Tandem-Fliegen sichtbar wird. Für die Passagiere beim Paragliding zeichnet eigentlich Palmaclub-Mitarbeiter Peter verantwortlich, Roger springt als Tandempilot ein, wenn zum Beispiel zwei Leute einen gemeinsamen Tandem-Flug buchen wollen. Roger erklärt, was Mitflieger wissen müssen:Nicht jeder Tag ist mit dem Tandem machbar, selbst wenn man noch Einzelpiloten in den Lüften sieht. Tandem ist schwieriger zu manövrieren, es ist ein bisschen wie ein Traktor, denn hier hängt an einer größeren Schirmfläche mehr Gewicht. Wenn ich alleine fliege, kann ich zur Not bei auffrischendem Wind noch auf einem kleinen Fußballfeld einlanden. Aber mit Passagieren würden wir ein solches Risiko niemals eingehen. Da muss alles genau stimmen, und wir müssen 100 Prozent sicher sein, dass der Flug in einem korrekten Rahmen stattfindet. Deshalb können sich Leute, die dieses Erlebnis genießen wollen, im Palmaclub in Listen eintragen. Wenn ein fliegbarer Tag in Aussicht ist, werden sie am Vortag telefonisch informiert. Laut Roger und Javi sind 50 Prozent aller Tandem-Gäste Frauen. Ansonsten liege der Anteil der Frauen beim Paragliden unter zehn Prozent. Kennst Du den Grund, Roger?Ich weiß es wirklich nicht. Dabei sind die Frauen eher begabter. Denn gutes Starten hat nichts mit Kraft, sondern mit Sensibilität für den Schirm zu tun – die Frauen bringen das eher mit. Frauen müssen wegen ihres geringeren Gewichts kleinere Schirme fliegen, und sind damit auch im Wettkampf weniger schnell. Das heißt, sie haben im Gesamtklassement keine Chance. Das ist, wie wenn der eine mit dem Porsche fahren kann, und der andere muss den VW-Käfer nehmen. Im Blick auf Paraglider-Wettbewerbe auf La Palma steht die Ampel derzeit auf Rot. Javi und Roger berichten, dass sie zwar ständig im Gespräch mit der Inselregierung seien, allerdings gebe es bisher keine Signale, dass erfolgreiche Events wie der Gleitschirm-Desafío 2009 in absehbarer Zeit wiederholt werden. Javi betont jedoch, das der Palmaclub grundsätzlich für alles offen sei:Wir sind bereit, wobei die Herausforderung ist, diese Wettbewerbe gut und professionell durchzuführen. Die letzten von uns veranstalteten auf La Palma wurden international gelobt, weil alles gut funktioniert hat. Dazu muss natürlich auch Geld fließen, und dies setzt wiederum das Verständnis der Inselregierung voraus, dass die Randsportart Gleitschirmfliegen eine tolle Chance ist, die Insel an sich sozusagen „nebenher“ zu vermarkten. Denn das während der Wettbewerbe produzierte Foto- und Videomaterial wurde während und nach den vergangenen Desafíos in den Medien vielfältig veröffentlicht. Das waren sehr schöne Naturaufnahmen von La Palma, das war eine nachhaltige Inselwerbung. Nach unserer Ansicht geht das im Bezug auf den Marketingnutzen über eine Veranstaltung in einer Halle weit hinaus. Das La Palma 24-Journal dankt den beiden Gleitschirm-Experten für ihre Ein- und Ausblicke und die tollen Fotos, die sie uns zur Verfügung gestellt haben.Wie ein Flugtag mit dem Palmaclub ablaufen kann, haben wir in diesem Beitrag des La Palma 24-Journals schon einmal beschrieben – hier klicken. Das war zwar schon Ende 2013, und das Briefing lief noch beim ehemaligen Palmaclub-Büro im Restaurant Playa Morena ab – grundsätzlich hat sich am Ablauf aber bis dato nichts geändert. Heute findet man den Sitz der Gleitschirm-Flugschule am südlichen Ortsende von Puerto Naos gleich neben der deutschen Bäckerei.Von La Palma 24
Lieber Roger,nach vielen Jahren im Tv gesehn
Grüessli Beny Ex Abbott
Hallo Roger, kann man noch Gleitschirmfliegen in La Palma?
Gruss Fredy