Made in La Palma: Liköre und Mojos aus der Destialdera in Breña Alta
In der "Brennerei" sind alle mit Feuereifer dabei
La Palma-Besucher lieben das Authentische, das die Insel in vielerlei Hinsicht bietet: Lokale und Märkte mit original palmerischen Spezialitäten, kunsthandwerklich gefertigte Souvenirs und nicht zu vergessen den echten „Puro Palmero“. Kaum jemand weiß allerdings, dass so manch leckeres Zigärrchen, Sößchen oder Likörchen aus der Behindertenwerkstatt „Destiladera“ in Breña Alta stammt. Deshalb hat La Palma 24 einen Blick hinter die Kulissen der sozialen Einrichtung riskiert und festgestellt, dass die Leute dort noch viel mehr draufhaben.
Wer sucht, der findet die Produkte der „Destiladera“ in Souvenirgeschäften, den MaxCoop-Supermärkten, auf Märkten und Messen – und natürlich direkt im Werkstatt-Shop in Breña Alta. 21 Personen mit geistigen und körperlichen Behinderungen arbeiten heute im 1998 gegründeten „Centro Especial de Empleo“ – kurz CEE genannt. Sie stellen Liköre, Mojos, Zigarren, Gewebtes, Geknüpftes und Gesticktes her. Außerdem rücken die CCEler auf Anfrage zur Gartenreinigung oder Gartenpflege aus. Damit nicht genug bieten sie einen Computer-Service, und vier Mitarbeiter beraten Telefonkunden, die den „Servicio Canario de Empleo“ anrufen - das ist die Arbeitsvermittlung der Kanarenregierung. Um diese Fertigkeiten zu erlangen, werden die Behinderten zuerst einmal ausgebildet. Das Besondere daran erklärt CEE-Geschäftsführer Isidro Félix Concepción Rodríguez: „Als erstes vermitteln wir den Umgang mit Tabak, dann lernen alle alles, und schließlich wird jeder dort eingesetzt, wo es bei ihm am besten klappt.“ Das Gute dabei: Bei Bedarf kann jeder Mitarbeiter in jedem Bereich mal aushelfen. Der seit eineinhalb Jahren in der „Destiladera“ beschäftigten Yaiza gefällt dieses System überaus gut: „Jeder Tag ist anders, es wird nie langweilig, und ich bin immer aktiv“, erzählt sie, während sie Zigarren verpackt. Neuankömmling Golo übt zur Zeit noch Teppichknüpfen und hat „großen Spaß“ daran. Überhaupt: Alle CEEler sind mit Eifer bei der Arbeit und egal, wen man fragt - alle äußern sich sehr zufrieden. Kein Wunder, denn ihre Lehrer sind ebenfalls mit vollem Herzen bei der Sache. Etwa Nieves, die mit ihren Schützlingen gerade Wolle für den Webstuhl vorbereitet. „Unsere Arbeit ist sehr befriedigend, denn unsere Leute sind überaus interessiert und arbeiten sehr gut, oftmals sogar besser als Menschen ohne Behinderung.“ Diese Befriedigung ist laut Geschäftsführer Isidro auch der Grund dafür, dass die Pädagogen der „Destiladera“ selbst Überstunden klaglos hinnehmen. Isidro: „Unsere Arbeit ist aufwändig, erfordert viel Geduld, und endet nicht immer um 15 Uhr. Aber dann siehst Du ein Lächeln und wie alle sich anstrengen, um es noch besser zu machen.“ Die Ergebnisse können sich zweifelsfrei sehen – und schmecken! – lassen. Eine Gaumenfreude sind die Liköre, denen die „Destiladera“ auch ihren Namen verdankt. Langjähriger Verkaufsschlager der „Brennerei“ sind edle Tropfen, wahlweise mit Waldfrucht-, Vanille-Zimt- oder Orange-Zitrone-Zimt-Geschmack. „Es ist das Aroma von einst“, macht Isidro den Mund wässrig. „Wir bereiten alles nach Großmutters Rezepten zu.“ Dieser Grundsatz hat die Leute vom CEE freilich nicht abgehalten, dem neuesten Likör im Sortiment, dem aus Mispeln aufbereiteten „Unbreña“, ein modern-elegantes Flaschendesign zu verpassen. Ganz wichtig: Alle Zutaten stammen aus La Palma, und so dürfen die Liköre mit dem Siegel der „Reserva Mundial de La Biosfera de La Palma“ verkauft werden. Dahinter steht die UNESCO, die La Palma zum „Weltbiosphärenreservat“ erhoben hat. Auch die „Mojos“ der Behindertenwerkstatt dürfen sich mit diesem Gütezeichen schmücken. Denn die für die mal milden, mal pikanten Soßen nötigen roten Paprika sind unter der Sonne La Palmas gereift, werden im CEE getrocknet und anschließend gekocht. Neben all der Arbeit in der „Destiladera“ treiben die Mitarbeiter erfolgreich Sport. So wurde das Fußballteam im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge Meister der kanarischen Hallenmeisterschaften für Behinderte. 2009 holte die Schwimmer-Equipe aus La Palma einmal Gold und einmal Silber bei der Nationalen Behindertenolympiade auf Mallorca. Im Boule gelang ein doppelter Goldwurf: 2008 standen zwei „Destiladera“-Teams bei der Nationalen Behindertenolympiade ganz oben auf dem Treppchen. Die erfolgreiche Arbeit des CEE La Palma hat sich herumgesprochen. Bereits 2003 verlieh die Kanarenregierung dem palmerischen Behindertenzentrum die Goldmedaille für soziales Engagement. Im Jahr 2005 folgte die vom spanischen Königshaus vergebene „Premio Reina Sofía”, und 2007 zeichneten die palmerische Handelskammer und das Biosphärenreservat die „Destiladera“ für „nachhaltige Geschäftsführung“ aus. Offenbar erreicht die Einrichtung in Breña Alta ihre Ziele. „Zum einen geht es darum, die Lebensqualität der Behinderten und ihrer Familien zu verbessern“, erklärt Geschäftsführer Isidro, „zum anderen soll ihre Bildung und Eingliederung ins normale Arbeitsleben potenziert werden“. Tatsächlich kann die „Destiladera“ immer wieder Leute an Unternehmen der freien Wirtschaft vermitteln. In Zeiten der Krise fällt allerdings ein Wermutstropfen in den Kelch der Erfolge. Isidro erklärt den Grund: „Im Blick auf die vielen Arbeitslosen auf der Insel wird es immer schwerer, unsere Leute zu vermitteln, und die Laufzeiten der Verträge werden immer kürzer.“ Die „Destiladera“ macht dennoch weiter. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr. Telefon: 922.43.80.06.Leicht zu finden: Von der Hauptstraße kurz vorm LIDL rechts nach Breña Alta abbiegen. An der nun folgenden Kreuzung gleich wieder rechts und sofort links in die Calle Benahoare einbiegen. Das CEE findet sich unter Hausnummer 4 auf der rechten Seite. Parken ist kein Problem.Von La Palma 24
Guten Tag!
Ich bin vor einiger Zeit in den Genuß Ihrer Zigarren gekommen. Kann man diese bei ihnen auch auf dem Postweg beziehen?
Was würde das für eine Lieferung nach Deutschland kosten?
Freundliche Grüße
Georg Freidel
Hola Herr Freidel,
der Versand von Rauchwaren von La Palma nach Deutschland ist eine knifflige Sache. Schon auf der Post muss ein Zollformular ausgefüllt werden, dann errechnen die Postler die Zollgebühr, und diese muss sofort zusammen mit dem Porto bezahlt werden. Die Höhe der Gebühr richtet sich nach der Menge der Zigarren, und natürlich müssen Sie auch noch die deutschen Einfuhrbestimmungen beachten. Sprich: Sie brauchen jemanden auf La Palma, der sich damit auskennt und das für Sie managt – oder Sie lassen sich die Puros von einem Freund mitbringen.
Viele sonnige Grüße
Redaktion La Palma 24-Journal