Der Maler und Illustrator Manu Marzán zeichnet Hoffnung in die Tristesse
„Wo bleibt der gesunde Menschenverstand?“
Die pittoresken Gassen von Santa Cruz und Landschafen auf La Palma, Szenen vom Día de Los Indianos, Roboter und ein Mann mit Brille, Hut und Blume in der Großstadt: Das sind die Lieblingsmotive von Manu Marzán. Im November 2017 stellt der facettenreiche Maler und Illustrator im Contacto-Büro in Los Llanos aus, wo wir den nachdenklichen und humorvollen Künstler mit dem gesunden Menschenverstand getroffen haben.
Manu, in der aktuellen Schau zeigen Sie Werke aus der Serie „Sinsentido común“, was man „ohne gesunden Menschenverstand“ übersetzen könnte. Protagonist auf jedem Bild ist ein Mann mit Brille, Hut und Blumentopf...Manu Marzán: ...ja, und viele Betrachter meinen, es gehe mir nur um Umweltschutz. Aber mit der Sinsentido común-Serie will ich auch das Absurde zeigen: Die Einsamkeit des Einzelnen insbesondere in großen Städten in der Zeit von Facebook und Twitter. Wir kommunizieren zwar, sitzen aber dabei alleine vor irgendeinem Display, und der direkte Kontakt mit anderen Menschen geht verloren. Wo bleibt da der gesunde Menschenverstand? Ich nenne dieses Phänomen Hyper-Kommunikation, es ist doch paradox, wenn wir beim Kommunizieren einsam vorm Computer oder Handy hocken... In Ihren Ausstellungen finden sich zudem Bilder aus der Serie „Un mundo maravilloso“. In der „schönen Welt“ bestimmen Roboter das Bild, und erneut entdeckt man immer wieder ein Blümchen...Manu Marzán: Mit diesen Arbeiten habe ich nach dem Gau von Fukushima begonnen. Ich will zeigen, welchen Preis unsere Konsumgesellschaft für die Ausbeutung der Energiereserven und der Natur des Planeten bezahlen muss, und dass Roboter den künftigen Alltag unserer Industriegesellschaft bestimmen werden. Es geht immer um Geld und Produktivität, aber wir müssen sehen, was wir unserern Kindern und Enkeln hinterlassen. Deshalb lasse ich neben dem kritischen Ansatz in meinen Bildern auch immer etwas Raum für Hoffnung und ein Lächeln. Wir müssen Energie sparen und erneuerbare Energiequellen nutzen.Sie leben allerdings auf La Palma und damit in einer doch recht heilen Umwelt...Manu Marzán: ... ja, es ist wundervoll hier, und deshalb bin ich vor 22 Jahren auf die Insel gekommen. Zuvor habe ich nach meinem Studium der Bildenden Künste auf Teneriffa mehrere Jahre auf dem Festland, unter anderem in Madrid gelebt, und erfahren, dass große Städte das Leben sehr trist machen können. Die Architektur verhindert meist, dass man den Mond sehen kann, geschweige denn Sonnenauf- oder Untergänge.Die beiden eingangs genannten Serien haben sie digital, also am Computer, illustriert. La Palma-Kunstkenner wissen allerdings, dass Sie auch gerne mit Öl oder Acryl arbeiten.Manu Marzán: Richtig, ich wechsle gerne mal die Technik. Zum Beispiel wenn ich Santa Cruz male. Ich habe mich auf den ersten Blick in die Altstadt verliebt, in ihre alte Architektur, in ihre Balkone, in die kleinen Gassen... Außerdem habe ich eine ganze Reihe von Bildern zum Día de Los Indianos gemacht: Die weißen Trachten und das Sonnenlicht geben sehr plastische und pittoreske Effekte. Ein Großteil meiner Arbeit ist die Illustration, aber manchmal habe ich davon genug. Dann arbeite ich gerne mit Öl, Acryl und dem Spatel, und es entstehen sehr bunte, fast expressionistische Bilder – auch von Landschaften auf La Palma -, die ich Divertimentos nenne.Divertimentos sind heitere Musikstücke... Ist das Leben eines Künstlers auf La Palma immer lustig?Manu Marzán: Nicht immer, auch ich musste viele Jahre kämpfen, und La Palma ist eine kleine Insel - das ist immer schwer für Künstler. Aber ich werde und wurde stets von meiner Frau unterstützt, habe viele Ausstellungen gemacht und war oft beim Pintura Rápida-Schnellmalwettbewerb des Cabildo dabei, wo ich dreimal den zweiten Preis gewonnen habe. Es muss nicht immer der erste Preis sein, es hängt soviel vom Geschmack der Jury ab, das ist wie eine Tombola (lacht). Um den Künstlern auf der Insel zu helfen, habe ich eine Facebook-Gruppe gegründet, die heißt Artistas Palmeros y Amigos del Arte en La Palma. Sind die „palmerischen KünstlerInnen und Freunde der Kunst“ eine geschlossene Gruppe?Manu Marzán: Nein, sie steht allen Kunstinteressierten offen. Die Idee ist, dass wir Eifersüchteleien weglassen, voneinander lernen, gemeinsam mehr zustande bringen und erfolgreicher sein können. Außerdem habe ich ein weiteres Projekt im Sinn: Unter dem Arbeitstitel Los Pintores por los Derechos Humanos – also MalerInnen für Menschenrechte - könnten KünstlerInnen in öffentlichen Räumen zusammenarbeiten, wobei ich mir auch eine Zusammenarbeit mit der Amnesty International-Gruppe von La Palma vorstelle. Dabei könnten eine gemeinsame Arbeit oder viele kleine Werke der einzelnen MalerInnen entstehen...Manu, wir wünschen Ihnen, dass all Ihre Ideen Wirklichkeit werden und weiterhin viel Erfolg!Die Ausstellung von Manu Marzán im Contacto-Büro in Los Llanos ist noch bis Ende November 2017 zu sehen, wobei die Reproduktionen seiner Werke in verschiedenen Formaten auch erstanden werden können. Souvenir-Tipp: Die Postkarten mit Manu Marzáns bunten Motiven zum Preis von einem Euro. Das Büro von Mantenimiento Contacto liegt in der Calle General Yagüe 13 in der westlichen Einfahrt nach Los Llanos und ist von 9.30 bis 17 Uhr geöffnet. Interessenten können sich auch direkt an Manu Marzán wenden. Alle Kontaktdaten und Fotos seiner Werke in allen Stilrichtungen finden sich auf seiner Website.Feste Ausstellungsplätze von Manu Marzáns Werken in Santa Cruz de La Palma:Der Shop Fabula in der Calle Anselmo Pérez Brito 23 an der Placeta, die Bar Cafetería El Negresco in der Calle Anselmo Pérez Brito, die Tasca La Cuatro in der Calle Blas Simón 4 hinterm Cabildo.Von La Palma 24