Die Große Dame der Pilze Rose Marie Dähncke informiert
Im Pilzparadies La Palma tut sich was...
In Sachen Pilze bewegt sich derzeit einiges auf der Isla Bonita. Das bisherige Pilzzentrum Centro de Micología in der Casa Roja in Mazo soll von einem großen Pilzmuseum mit dem Namen Centro de Investigación y Especialización Micológica abgelöst werden. Die Pläne für dieses Projekt liegen auf dem Tisch: Der zuständige Gemeinderat in Mazo, Diego Brito, erklärte gegenüber dem La Palma 24-Journal, dass in 2018 mit dem Bau in der Nähe der Markthalle begonnen wird. Man hoffe, das Gebäude bis Ende des Jahres in einer ersten Phase fertigzustellen sowie darin einen Ausstellungssaal und einen Raum zur Pilzbestimmung einzurichten. In einer zweiten Phase soll das Projekt 2019 mit einem kleinen Restaurant, einem Freizeitbereich mit Grillplatz und einer Pension für Pilzfans ergänzt werden. Bis dahin, so Diego Brito, werde weiterhin das Centro de Micología in der Casa Roja in Mazo genutzt. In diesem Pilzzentrum befinden sich Exponate von Rose Marie Dähncke – die natürlich später ins Pilzmuseum wandern werden. Ohne die in lebenslanger Arbeit gesammelten Schätze und Erkenntnisse der „Großen Dame der Pilze“ wäre die Realisierung der aktuellen und künftigen Pilzschauen nicht möglich. Heute geben wir Rose Marie Dähncke in einem Gastbeitrag das Wort im Blick auf die Zukunft und die aktuelle Situation im Pilzparadies La Palma. Liebe Freundinnen und Freunde der Pilze, als ich 90 wurde, habe ich mit der wissenschaftlichen Pilzarbeit aufgehört und mein gesamtes mykologisches Material aus 70 Jahren gezielter Suche in ganz Europa dem Städtchen Mazo auf La Palma, wo ich seit 38 Jahren lebe, überlassen. Zur Zeit ist alles sehr schön im Centro de Micología in der Casa Roja untergebracht.Große Pläne: Ein Pilzmuseum wird gebautAber schon 2017 wurde mit einem grossen, allumfassenden Projekt begonnen: In Mazo entsteht das Centro de Investigación y Especialización Micológica. Für das künftige Pilzmuseum La Palma hat die Kanarenregierung bereits eine halbe Million Euro zur Verfügung gestellt und weitere Gelder für die nun beginnende Realisierung werden folgen. Es wird sich um eine einmalige Einrichtung handeln, fähig, jedes Jahr anspruchsvolle Pilzkongresse durchzuführen und zum perfekten Treffpunkt internationaler Pilzler zu werden.Neben den notwendigen Bibliotheks- und Arbeitsräumen soll das Pilzmuseum eine grosse Küche für Kochkurse und einen Speisesaal mit herrlicher Aussicht weit über die Insel bieten. Und das Allerbeste ist, dass einschließlich Restaurant und Bar ein kleines, einfaches Hotel oder eine preiswerte Herberge gebaut werden, damit alle Pilzfreunde zusammen untergebracht sind und am Nachmittag ihre Funde aus den unterschiedlichen Biotopen gemeinsam auslegen können. So sieht man Arten aus verschiedenen Zonen, die man für Arbeiten wie Fotografieren, Trockenmaterial entnehmen oder Beschreibung am Frischpilz benutzen kann.Auf diese Weise ist es dann sogar dem Gehbehinderten möglich, täglich viele Pilzarten zu sehen, auch wenn er nicht selbst durch die Wälder streifen kann. Die anderen werden zur Pilzsuche gruppenweise im Kleinbus gebracht oder fahren mit einem Mietwagen. Zur Abendstunde kann man in Zukunft an einem überdachten Grillplatz bei fröhlichen Pilsgesprächen zusammensitzen. Übrigens wurde das großartige Projekt von einem prämierten Architekten aus Barcelona entworfen.Seit 2015 in Betrieb: Blick ins Pilzzentrum in der Casa Roja Wussten Sie, dass man in Deutschland Studienreisen von der Steuer absetzen kann? Das Pilzzentrum in der Casa Roja ist vorbereitet, nach einer gewissen Teilnahme an Pilzexkursionen das nötige Diplom auszustellen. Betonen möchte ich, dass es ab Mitte November Garantie auf reiches Pilzvorkommen gibt, denn auf La Palma regnet es immer und ohne jeglichen Ausfall Ende Oktober oder Anfang November. In meinen 38-jährigen Beobachtungen hat es noch kein Jahr gegeben, in dem keine Pilze gewachsen sind. Wir haben hier 1.475 europäische Arten, die mit Pinus, mit Esskastanie und Zistus sowie in der Laubschicht der Lorbeerwälder wachsen. In meiner App fürs namens Dähncke´s Pilzlexikon sind fast 2.000 Arten von Pilzen enthalten, darunter alle Arten von La Palma. Erhältlich ist die Anwendung für i-Phones und Smartphones. Das im November 2015 im Kulturzentrum Casa Roja in Mazo eröffnete Centro de Micología ist voll funktionstüchtig, und sein Besuch kostet keinen Eintritt! Es ist montags bis samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet, in Sonderfällen nach Absprache. Die Besucher haben Einsicht in rund 4.000 erstklassige Pilzfotos, zu denen man die Beschreibungen in deutscher Sprache öffnen kann. 3.300 dieser Fotos sind in der oben erwähnten App Dähncke´s Pilzlexikon enthalten.Diese einzigartige Institution kann von jedem genutzt werden, der Interesse an den Pilzen hat, sei es für Speisezwecke, für das Züchten guter Esspilze im eigenen Garten oder auch, um sich seriös mit der Pilzkunde zu beschäftigen und vorhandene Kenntnisse zu vertiefen. Es steht eine umfangreiche Literatur von 150 Pilzbüchern in sechs Sprachen zur Verfügung - deutsch, spanisch, englisch, französisch, italienisch, holländisch - wie auch an die hundert wissenschaftliche Fachberichte internationaler Mykologen, darunter die Erstbeschreibungen der 33 weltneuen Arten, die auf La Palma gefunden wurden. Infos am Computer im Centro de Micología Der Speisepilzsammler findet am Computer im Pilzzentrum in der Casa Roja alles, was er über Transport, Lagerung, Zubereitung und so weiter wissen muss. Es gibt Fotos der 80 essbaren Pilze und bei welchen Bäumen sie wachsen sowie 25 Rezepte für deren optimale Zubereitung. Im Pilzzentrum wird über medizinale Pilze und die wichtigsten Giftpilze von La Palma informiert.Des weiteren erfährt man Interessantes über die Färbung von Wolle und Stoffen mit Pilzen und staunt über die prächtigen Farben. Ausführlich mit Fotos belegt steigt man in die Anzucht des erstklassigen Speisepilzes Stropharia rugoso-annulata ein und erfährt, auf welchem Substrat aus Gartenresten und biologischen Abfällen er bestens wächst. Dann gibt es eine originelle Sammlung von antiken Postkarten mit Pilzmotiven, eine Briefmarkensammlung und sogar Zigarrenbauchbinden mit Pilzen.Und es findet sich noch mehr: Eine komplette Auflistung der volkstümlichen spanischen Namen der Pilze hilft dem spanischen Pilzsucher, der mit den wissenschaftlichen lateinischen Namen Schwierigkeiten hat. Ein Plan zeigt die besten Pilzfundstellen auf, die vorwiegend auf der Ostseite von La Palma liegen, wo durch den Passatwind genügend Feuchtigkeit niederschlägt. 35 Biotope werden vorgestellt und die jeweiligen Pilze abgebildet und beschrieben. Für ernsthaftes Pilzstudium bietet der Computer eine Kartei mit etwa 4.000 Karten: Jede ist mit dem Foto des Pilzes versehen, mit Funddatum und Fundort, mit kompletter Beschreibung des Pilzes einschließlich Geruch, Geschmack am rohen Pilz, eventueller Verfärbung auf Reagenzien und natürlich Sporenstaubfarbe und Mikroangaben wie Sporenformen und weitere Merkmale. Auf der Rückseite der Karte findet man die Mikrozeichnungen. Außerdem kann eine Exsikkatesammlung der La Palma-Pilze benutzt werden, und es steht ein erstklassiges Mikroskop zur Verfügung mit Zeichengerät und Fotovorrichtung, außerdem ist an ein Pilztrockengerät zur Herstellung von Exsikkaten gedacht.Centro de Micología erregt internationales AufsehenZum Schluss sei gesagt, dass es sich um eine Institution mit einem immensen Studienmaterial handelt, die jedem Pilzfreund helfen kann, sei er Pilzschlemmer oder seriöser Pilzstudiosus oder bekannter Pilzkenner. Sogar internationale Mykologen zeigen bereits Interesse am Centro de Micología. Zum Beispiel hat uns Dr. Marco Contu zur Eröffnung beglückwünscht, und der deutsche namhafte Mykologe Erhard Ludwig, Autor des Pilzkompendium, hat nach seinem Besuch als Anerkennung für die perfekte Ausrüstung ein Pilzaquarell gemalt. Zur Pilzsaison 2017 waren namhafte Mykologen aus der Schweiz, Italien und Deutschland hier - sie waren begeistert von Biotopen und Pilzvorkomen und werden in ihren Ländern darüber berichten. Das Ayuntamiento Villa de Mazo hat Großes vor auf dem Sektor Pilze. Mazo liegt in einer günstigen Klimazone für die Anzucht von Pilzen, was genutzt werden soll. Die meisten Pilzwälder und die größte Anzahl von Pilzarten auf La Palma gibt es in der Gemeinde Mazo, die bis zur Cumbre hochreicht. Den Besuchern des Zentrums gegenüber ist die Gemeinde sehr entgegenkommend und gibt die Erlaubnis, Unterlagen, die einen besonders interessieren, oder Lagepläne der Pilzstellen zu fotografieren. Für den Herbst sind wieder Exkursionen zur Pilzsuche geplant, und im November/Dezember können jeden Sonnabendnachmittag Pilze zur Bestimmung auf Essbarkeit vorgelegt werden. Zudem sind Pilzkurse vorgesehen, zum Beispiel für Anfänger, um in das Thema einzusteigen, oder auch ein Kochkurs, um variable Rezepte kennenzulernen.Deutsche Pilzfreunde werden Interesse an einer Pilzreise nach La Palma haben, da hier im November/Dezember Pilzsaison ist, während diese in Europa längst geendet hat. Und wo hat man schon Gelegenheit, einen schönen Arbeitsraum mit aufwändigem Studienmaterial benutzen zu dürfen - und das kostenlos?Last but not least: Für dieses sensationelle Pilzzentrum braucht man natürlich eine sehr begabte Person, oder auch ein Ehepaar, mit hervorragenden Pilzkenntnissen und gutem Organisationstalent. Ich habe vorgeschlagen, dafür einen deutschsprachigen Pilzexperten zu suchen. Zu Studienzwecken werden ja hauptsächlich Deutsche kommen, und meine persönlichen Aufzeichnungen sind in Deutsch gehalten, werden aber auch ins Spanische übersetzt. Aber auch unter den Spaniern, Italienern, Franzosen und Engländern gibt es großartige Mykologen, und wer gerne für immer auf La Palma, diesem paradiesischen Fleckchen Erde, leben und die Leitung des Pilzzentrums übernehmen möchte, kann bei der Gemeinde Mazo oder bei mir weitere Auskunft einholen.Unter der Mail-Anschrift centrodemicologia@villademazo.es erhält man Auskunft über geplante Programme oder kann Kontakt aufnehmen, wenn man Gruppenbesuche oder kontinuierliche Arbeitsstunden vereinbaren möchte. In Notfällen stehe ich persönlich zur Verfügung unter mycopalma@live.com.Herzliche Grüße aus dem Pilzparadies La Palma!Rose Marie DähnckeVon La Palma 24
Aus dem kalten Berlin kommen die besten Wünsche für ein gutes Gelingen dieser tollen Idee. Es wird ein Hotspot für die Mykologie werden. Alles Gute Erhard Ludwig
Als ich 2008 das Mycorama in der Schweiz besuchen konnte, war ich begeistert. Nur schade, dass das Konzept nicht Bestand hatte. Darum wünsche ich dem Pilz-Zentrum auf La Palma viel Erfolg und Ausdauer bei der Umsetzung der Ideen rund um die “Fadenwesen”. Drücke die Daumen – Heinrich Holzer