La Palma: Interview mit dem Spraydosen-Künstler Matías Mata
La Palma: Vier Wandbilder
von Sabotaje al Montaje
„Nein, das geht jetzt unmöglich“, sagte Matías Mata, als ich ihn am Donnerstag vergangener Woche in El Paso um ein spontanes Interview bat. „Aber morgen früh kannst Du kommen, dann habe ich wieder Zeit.“ Grund für die Eile: Der unter seinem Pseudonym „Sabotaje al Montaje“ bekannte Künstler musste bis Donnerstagabend sein Bildnis des Tanausú an der Casa de la Cultura zur feierlichen Eröffnung des dePASO-Festivals 2016 fertigstellen. Er hat es natürlich geschafft, und unser Interview am nächsten Morgen hat auch geklappt.
Matías sortiert die Farbdosen im Entrée der Casa de la Cultura, als ich am Freitag eintreffe: die leeren kommen in Kisten für den Recycling-Container, die noch gefüllten in einen Karton für die Heimreise nach Teneriffa, wo der 1973 auf Lanzarote geborene Stadtgestalter derzeit wohnt. Rund 30 Liter Farbe hat er für sein Tanausú-Werk auf die Fassade des Kulturhauses in El Paso gespüht. Im Auftrag der Gemeinde, die Matías allerdings freie Hand im Blick aufs Design des berühmtesten Königs der Ureinwohner von La Palma ließ:
Ich konnte meine eigene Vision von Tanausú schaffen, und ich habe ihn mal nicht so gemalt, wie er meistens dargestellt wird, nämlich in fortgeschrittenem Alter, blond und mit Bart. Ich wollte ihn atypisch zeigen, als jungen, ganz normalen Mann in einer Umgebung mit vom Aussterben bedrohten Pflanzen. Ich möchte dem Betrachter nicht nur ein Gesicht präsentieren, sondern den Spirit und die Natur von La Palma.Für „ganz normale Leute“ designt Sabotaje al Montaje denn auch seine Werke in aller Welt - auf privaten und öffentlichen Gebäuden, bei Ausstellungen oder großen Festivals. Auf La Palma hat Matías Mata schon viermal seine Spraydosen aktiviert: 2010 in Los Llanos malte er einen Frauenkopf auf die Mauer des Estadio Municipal Aceró, 2014 den „Schrei des Vulkans“ auf die Außenmauer der Taberna de Traka in Fuencaliente, 2015 ein Mädchenbild auf die Eusebio Barreto-Schule in Los Llanos und nun den Tanausú auf die Casa de la Cultura von El Paso. Dabei handelte es sich immer um Auftragsarbeiten, betont Sabotaje al Montaje:Seit 26 Jahren mache ich Wandbilder, das ist meine Arbeit. Natürlich werde ich nicht bezahlt wie Picasso, aber ich kann davon leben, auch wenn ich keine großen Sprünge mache. Als Selbständiger ist es immer schwierig, man hat kein festes Einkommen, und die Auftragslage ist mal so und mal so. Aber das ist mein Leben, und meine Arbeit gefällt mir sehr gut.Trotz der Bildvorgaben seiner Auftraggeber hat der Stadtgestalter die Kreativität und Leidenschaft seiner jungen Jahre nicht verloren. Matías geht auch noch mit 43 Jahren des nächtens ab und zu auf nicht authorisierte Tour mit der Farbdose:Wandmalerei im Auftrag ist etwas ganz anderes als Graffiti. Ich komme aus dieser Welt, und diese Form des „Vandalismus“ ist vor allem in großen Städten nötig, wo die Menschen sonst nur mit Werbung bombardiert werden. Deshalb „vandaliere“ ich manchmal, allerdings unterzeichne ich dann nicht mit Sabotaje al Montaje (lacht). Ich habe damit so mit knapp 17 Jahren angefangen, weil mir Skateboardfahren, Streetdance und Hip-Hop nicht gefielen. Graffiti war damals schon absolut illegal, und die Polizei hat mich auch ein paarmal geschnappt. Einmal kam ich sogar eine Nacht lang ins Gefängnis, aber es ist nie etwas passiert oder vor Gericht gegangen. Matías ließ es jedoch nicht beim nächtlichen Sprayen in den Gassen seiner Heimatinsel Lanzarote bewenden, sondern machte brav seine Hausaufgaben. Er absolvierte zwei Ausbildungen im graphisch-technischen Bereich und schob anschließend noch ein Studium der Schönen Künste an der Universität von La Laguna auf Teneriffa nach. Was er kann, erkennt man, wenn man ihm beim Malen zuschaut: Freihändig setzt er das Motiv in die riesigen Dimensionen seiner Wandgemälde um, später sprüht er die Details mit nur einem Foto in der Hand als Vorlage aus. Aber ungeachtet seines Könnens und seiner Erfolge ist Sabotaje al Montaje ein sehr bescheidener Mann geblieben:Ich habe in den vergangenen 26 Jahre gelernt, wie es geht – aber das kann jeder lernen. Ich bin kein Künstler, sondern ein Farb-Handwerker. Dass dies eine grobe Untertreibung ist, zeigt ein Blick auf die Website von Matías Mata. Die dort eingestellten Sabotaje al Montaje-Werke demonstrieren, welche Motive er schon aus den verschiedensten Anlässen auf die Wände in aller Herren Länder gesprayt hat.Zur Website von Sabotaje al Montaje.Last but not least: Das dePASO-Festival geht am Freitag und Samstag, 5./6. August 2016 weiter. Mehr als 300 Teilnehmer aus den Bereichen Kunst, Musik und Kultur zeigen ihr Können im Ortskern rings um die Casa de la Cultura unter den Augen des Tanausú. Zum dePASO-Gesamtprogramm hier klicken.Von La Palma 24