Das Seidenmuseum in El Paso ist kein gewöhnlicher Ausstellungstempel mit Exponaten und Erklärungen. Denn das Museo de La Seda „lebt“: Im Erdgeschoss haspeln, zwirnen, wickeln und weben die Hilanderas den wertvollen Raupenfaden bis hin zum matt-glänzenden Seidentuch wie einst ihre Vorfahren. Jetzt entdeckte sogar Agatha Ruíz de la Prada die außergewöhnliche Manufaktur: Die renommierte spanische Designerin fertigte aus dem edlen Zwirn aus El Paso ein Modellkleid, das aussieht wie eine Nelke und präsentierte es auf der Fashion Week in Madrid.
Die letzte traditionelle Seidenmanufaktur Europas
Die Hilanderas arbeiten noch heute wie ihre Seidenspinner-Vorfahren vor rund 250 Jahren, als La Palma mit mehr als 3.000 Webstühlen die Nummer 1 der kanarischen Seidenproduktion war. Das Know-how wurde innerhalb der Kunsthandwerker-Familien weitergegeben – allerdings setzte die spätere industrielle Massenproduktion in China, Japan und Indien auch die kleinen Manufakturen auf La Palma schachmatt. Nur eine einzige Seidenwerkstatt hat bis heute in ganz Europa überlebt: Die Taller de las Hilanderas in El Paso. Grund für die Kanarenregierung, sie zum Kulturgut Bien de Interés Cultural zu erklären. Auch die Inselverwaltung von La Palma und die Gemeinde El Paso subventionieren den Betrieb von Blanca García und Carmen Díaz, denn sonst könnte das jahrhundertealte Kunsthandwerk nicht überleben: „Wir arbeiten mit einer seit dem 16. Jahrhundert kaum veränderten Technik unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts“, erläutert Blanca. Im Blick auf die zeitintensive Produktion vom Raupenfaden zur Seide sind die Erzeugnisse der Hilanderas noch nicht mal teuer. Rund 450 Euro kostet laut Blanca ein Quadratmeter des Edelzwirns. Und es gibt jede Menge Kenner, die die Qualität des feinen Tuchs aus El Paso zu schätzen wissen - laut Carmen und Blanca gehen Bestellungen aus verschiedenen Ländern ein. Besonders beliebt: Accessoires wie Fliegen oder Krawatten. Liebhaber der Textilkunst müssen sich allerdings gedulden, denn die Auftragsbücher der Hilanderas sind voll. Seidenmacherei ist eine langwierige Geschichte, die mit der Zucht von Raupen in El Pasos Maulbeerbäumen beginnt. Wie´s weitergeht, kann im Museum verfolgt werden: Die Seidenspinnerinnen haspeln, zwirnen, wickeln und weben – mehr als zehn Arbeitsschritte umfasst der aufwändige Prozess. Museumsführerin Ana erklärt den Gästen alles auf Spanisch, Deutsch und Englisch - und auch, dass die Farben aus der Natur stammen: „Für Grün nehmen wir zum Beispiel einen Farbstoff von einer Pflanze namens Gualda aus der Caldera de Taburiente“, so Ana. „Mit Eukalyptus dagegen wird der Faden grau-blau.“ Den Besuchern gefällt der Rundgang durchs Museo de la Seda in El Paso – das zeigt ein Blick ins Gästebuch mit vielen begeisterten Kommentaren. Carmen und Blanca sind Beifall gewohnt, denn die Taller des Las Hilanderas gibt es bereits seit 2002, sie stand interessierten Besuchern stets offen und wurde deshalb schon immer „Seidenmuseum“ genannt. Erst 2011 wandelte man die Werkstatt der Seidenspinnerinnenin in ein offizielles Museum um: Im Obergeschoss gibt es seitdem einen Videobereich, Exponate in Vitrinen und Informationen über die Geschichte der Seidenherstellung auf den Kanaren und auf La Palma.Öffnungszeiten: Die Hilanderas kann man montags bis freitags von 10 bis 14 und von 16.30 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr besuchen.Das Museo de la Seda in El Paso:
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Taller de las Hilanderas in El Paso: In den Vitrinen warten schöne Souvenirs wie beispielsweise Fliegen aus Seide auf die Besucher. Man kann auch Maßanfertigungen bestellen, allerdings muss man sich dann etwas gedulden! | Absolut unverkäuflich: Diese beiden High-Heels aus Hilandera-Seide hat Manolo Blahnik angefertigt. Der "Gott der Stilettos" schenkte sie den Seidenspinnerinnen von El Paso als Wertschätzung ihrer kunsthandwerklichen Arbeit. |
Natürlich gibt es auch Infos zur Seidenraupenzucht in El Paso: Aus diesen Kokons wird der Faden gewonnen, aus dem nach vielen Arbeitsschritten Seidenstoff gewebt werden kann. | Die Seidenfäden zeigen alle möglichen Farben: Man kann sie im Seidenmuseum kaufen, um sie beispielsweise für Strickarbeiten zu verwenden. |
Seide als Schmuck: Mit den Hilanderas befreundete Kunsthandwerker verarbeiten den Edelzwirn zu Ringen oder Ketten weiter und verkaufen die schönen Stücke im Seidenmuseum. | Vitrinen im Museo de la Seda in El Paso: Hier warten noch mehr ausgefallene Souvenirs auf die Musemsbesucher - auch witzige T-Shirts mit Räupchen gibt es zu erstehen. |
Im Obergeschoss des Museo de la Seda in El Paso: Hier kann man schöne Exponate aus Seide vom Teppich bis hin zu aufwändig gearbeiteten Kleidern bestaunen. | Wer sich für die Geschichte der Seidenherstellung auf den Kanaren interessiert, wird hier ebenfalls fündig: Die Informationen gibt es bisher allerdings nur auf Spanisch. |
Natur pur: Auch die Farbstoffe, mit denen die Seidenfäden koloriert werden, werden ausschließlich aus Pflanzen oder Pilzen gewonnen. | Begeisterte Echos: Im Gästebuch drücken viele Besucher ihr Erstaunen über den aufwändigen Prozess der Seidenherstellung aus. |
Das Seidenmuseum von El Paso mit seiner bunt illustrierten Fassade: Noch mehr schöne Bilder und Infos gibt es auf der Facebook-Seite des Museo de la Seda. | Das Seidenmuseum findet man in El Paso, wenn man auf der Straße am großen Hiperdino-Supermarkt Richtung Ortsmitte geht und kurz vorm pinkfarbenen Rathaus rechts in die kleine Calle Manuel Taño einbiegt. Es ist das gelbe Haus neben der Post. Auch Schilder weisen den Weg! Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 14 und von 16.30 bis 18.30 Uhr; sonntags von 10 bis 14 Uhr. Es gibt Extra-Öffnungszeiten für Gruppen nach Vereinbarung unter Telefon 922.48.54.31. |
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Von La Palma 24