Traditionelle Sportarten auf den Kanaren
Faire Ringer, springende Hirten
und schnelle Rindviecher
Auf La Palma wird wie überall auf der Welt Sport getrieben. Doch neben Fußball, Laufen, Radeln und anderen „normalen” gibt es hier auch außergewöhnliche Arten der Körperertüchtigung. Schon mal was von "Lucha Canaria”, “Salto del Pastor” oder “Riego de Calabazo” gehört?
Fast alle sogenannten bodenständigen Sportarten auf den Kanaren wurden von den Ureinwohnern "erfunden”. So haben sich auch die “Benahoariten” auf La Palma nach Expertenschätzungen bereits vor der Eroberung durch die Spanier im Ringkampf gemessen. Die Weiterentwicklung dieser Tradition heißt auf den Inseln heutzutage “Lucha Canaria”. An die 5.000 “luchaderos” in rund 100 Vereinen wresteln kanarenweit – und auch auf La Palma gibt es zahlreiche Clubs, die dem “Kanarischen Ringkampf” frönen. Taktik: In einem zehn Meter durchmessenden Sandkreis versuchen zwei Kämpfer, sich aus dem Gleichgewicht zu bringen – allerdings nur durch Schieben, Drücken, Drängen oder Zerren - Schläge, Tritte oder aggressive Techniken wie der Schwitzkasten sind verboten. Ziel: Der Gegner muss mindestens zweimal mit einem anderen Körperteil als mit den Füßen den Boden berühren.Der “Lucha Canaria” ist ein Mannschaftssport. Meist treten zwei Teams mit je zwölf Ringern gegeneinander in verschiedenen Kategorie- und Gewichtsklassen an, außerdem gibt es Gruppen- oder Dreieckskämpfe. Jede Paarung muss drei Runden in den Kreis – Sieger ist, wer zwei Runden gewinnt. Der Sieger fordert die Gegner solange weiter heraus, bis er unterliegt oder auch nicht – im letzteren Fall ist er der Champion der gesamten Begegnung. Seit 2009 ist der “Lucha Canaria” als Sportart anerkannt und im Verband “Federación de Lucha Canaria” zusammengeschlossen. Die Wettkampfsaison auf La Palma beginnt am 22. Januar. Die einzelnen Termine und Austragungsorte gibt die Tagespresse bekannt.Nachweislich auf die Ureinwohner zurückgeführt werden kann der “Salto del Pastor”. Freilich haben die “Benahoariten” den „Hirtensprung“ dereinst nicht aus sportlichen, sondern aus praktischen Gründen entwickelt. Denn auf den bergigen Kanareninseln wie La Palma, La Gomera und El Hierro schwangen sich die Viehhirten mit Hilfe eines Lanzenstrocks mühelos und schnell über Stock und Stein. "Salto" heißt Sprung und "Pastor" bedeutet Hirte - so entstand der Name “Salto del Pastor“.1994 wurde der erste Verein gegründet, 2001 der kanarische Dachverband “Salto Del Pastor Canario” ins Leben gerufen, und heute ist der Hirtensprung ein weitverbreiteter Volkssport. Die Wettbewerbe umfassen verschiedene Disziplinen. Dabei müssen die Sportler Präzisionssprünge oder Stilübungen abliefern, Mauern überwinden oder so schnell wie möglich eine Klippe hinunterlanzen. Doch egal wie gut die Hirtenspringer von heute sind, den berühmtester Klippenlanzer aller Zeiten können sie nicht schlagen, denn er ist eine Legende. Diese erzählt von einem schwerverliebten Jüngling aus Puntallana im Osten von La Palma. Der wollte bei seiner Angebeteten mit einer Mutprobe punkten, die ihresgleich sucht: Der junge Hirte schwang sich im Halbkreis über den Abgrund einer Klippe im Bezirk La Galga, wobei er sich mit den Händen an seiner im Boden steckenden Lanze festhielt. Zweimal ging die waghalsige Geschichte gut, weil der Junge während des Sprungs „im Namen der Heiligen Jungfrau“ rief. Beim dritten Anlauf sagte er stattdessen „Im Namen meiner Herzensdame“. Aber man sollte kein Risiko ohne himmlischen Schutz eingehen – der Glücksritter landete im Meer anstatt in den Armen seiner Auserwählten.Ein Holzstab – allerdings ohne aufgesetzte Lanze – kommt auch beim „Juego del Palo“ zum Einsatz. Das „Spiel mit dem Schlagstock“ stammt von den Ureinwohnern, wurde von Generation zu Generation weitergegeben und wird heute sogar an den palmerischen Schulen gelehrt. Die Spieler messen sich in drei „Stockklassen“ – klein, mittel und groß. Es geht vor allem um Geschicklichkeit, die tempogeladenen Begegnungen muten fast tänzerisch an. Sehr gute Spieler bewegen sich dabei fast nicht von der Stelle.Viel Bewegung lautet dagegen das Motto beim "Riego de Calabazo". Denn bei der "Kalebassen-Wässerung" schöpfen die Sportler mit Hilfe eines ausgehöhlten Kürbisses um die Wette. Ziel des kraftraubenden Sports: Es gewinnt, wer ohne abzusetzen am meisten Wasser von A nach B transportiert, oder wer als erster einen 500-Liter-Behälter mit der kleinen Kürbisschale vollmacht. „Riego de Calabazo“ entstand wie auch der „Salto del Pastor“ aus der Problematik der gebirgigen Landschaften auf La Palma. Mit der durch einen Stock verlängerten Schale konnten die Bauern das Wasser leicht von einer Terrasse auf die andere transportieren. Der daraus entwickelte Wettbewerb kann heutzutage nur noch bei Festen in Argual, einem Stadtteil von Los Llanos im Westen von La Palma, angeschaut werden.Ein beliebter Sport unter Landwirten ist der „Arrastre de Ganado“. Beim „Viehziehen“ muss der Bauer seine Rinder dazu animieren, einen schwer beladenen Karren so schnell wie möglich die 70 Meter lange Strecke vom Start ins Ziel zu schleppen. Der Wettstreit teilt sich geschlechtsspezifisch auf: Kühe kriegen zwischen 600 und 800 Kilo aufgeladen, Stieren bindet man 800 bis 1.100 Kilo ans Joch. Bekannteste „Arrastres de Ganado“ auf La Palma: Während der Juni-Fiesta in Garafia (Viehmarkt von San Antonio Del Monte) oder während der Feria in San Isidro.Von La Palma 24
Salto del Pastor: ich habe diese Sportart neulich im Wdr gesehen. Ich bin Ab 30.3. für 2 Wochen auf La Palma und würde gerne eine kleine Einweisung in diese Sportart bekommen. Hintergrund: ich habe eine Arthrose im Knie und könnte mir vorstellen, dass mir diese Art der Fortbewegung sehr helfen würde. An wen könnte ich mich wenden? Meine Spaischkenntnisse sind leider sehr rudimentär, aber zum Lernen reicht es wohl.
Beste Grüße
Kirsten Kirchhoff
Hola Frau Kirchhoff,
leider kenne ich niemanden, der Kurse im Salto del Pastor gibt. Aber ich werde mich mal umhören.
Viele Grüße
Gudrun Bleyhl
Redaktion La Palma 24-Journal