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Transvulcania und Trailrunning: Philipp Reiter erzählt

La Palma 24 | 25.03.2016 | 2 | Diesen Artikel teilen
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Transvulcania und Trailrunning: Philipp Reiter erzählt

„Es geht um Abenteuer, Zusammenhalten und Ankommen - aber nicht um Olympia“

Hut ab: Deutschlands bester Trailrunner Philipp Reiter lief den 73-Kilometer-Ultramarathon bei der Transvulcania 2014 zum ersten Mal deutlich unter der Acht-Stunden-Grenze. In der Zeit von 7.49.07 spurtete der Zauberlehrling aus Bad Reichenhall über die Vulkane der Kanareninsel La Palma und damit auf Rang 12. Zwar hat der 22jährige Bio- und Mathestudent damit sein Top-10-Ziel verfehlt. Aber Philipp erklärte in einem Interview mit dem La Palma 24-Journal, dass bei der Bergläufer-Familie im Grunde genommen nicht die Zeit im Mittelpunkt steht.

 
Philipp Reiter im Ziel der Transvulcania 2014: erstmals deutlich unter der 8-Stunden-Grenze geblieben. Foto: Philipp

Philipp Reiter im Ziel der Transvulcania 2014: erstmals deutlich unter der 8-Stunden-Grenze geblieben. Foto: Philipp Reiter/Salomon

Philipp, Du hattest Probleme mit den Temperaturen auf La Palma, aber damit warst Du nicht allein. Auch der als Favorit gehandelte Kilian Jornet hat nur den zweiten Platz gepackt und musste seinen Vorjahrestitel an Luis Alberto Herando abgeben...Philipp Reiter: Der Unterschied zu daheim war extrem, letzte Woche hat es dort noch geschneit. Am Anfang bin ich zwar noch vorneweggelaufen und habe nach einer halben Stunde das Feld angeführt – das war schon toll. Aber dann kam das Problem, dass ich bei Hitze nichts mehr essen kann, und auch mit dem Trinken ist es schwierig. Luis Alberto und Kilian sind aufs Siegertreppchen gelaufen, weil sie auf dem Trail lange zusammengeblieben sind. Wenn Du jemand hast, der ungefähr gleich gut ist, mit dem Du immer hin- und herwechselst, motiviert das viel mehr, als wenn Du alleine läufst. Da kommen Dir nicht Gedanken an schwere Beine oder an den nächsten Berg. Da ist man insgesamt schneller.
Philipp bei der Transvulcania 2014: "Irgendwann geht es nur noch ums Überleben...". Foto: Magic Mikel

Philipp Reiter beim ersten Skyrunner-Ultra-Series Rennen 2014, der Transvulcania auf La Palma: "Man kann die Streckeneinteilung planen - aber irgendwann geht es nur noch ums Überleben...". Foto: Magic Mikel

Gibt es denn Tipps für Trailrunner, die etwas höher hinaus wollen, wie man so einen Sky-Ultramarthon am besten angeht und mental einteilt?Philipp: Das ist schwer zu sagen. Man erlebt Hoch- und Tiefphasen, so wie das Höhenprofil des Rennens ist auch die Stimmung. Da denkst Du bei Kilometer 50, „ist das krass, so weit noch“ – und plötzlich geht´s wieder voll gut. Es ist schwierig, die richtige Balance zu finden und sich das Tempo richtig einzuteilen. Das heißt, man kann planen, aber es funktioniert während des Rennens nicht. Da kommen so viele andere Faktoren dazu, die man vorher nicht einbeziehen kann. Irgendwann geht es nur noch ums Überleben...Kein Zweifel, Berglaufen ist Hochleistungssport pur. Erstaunlicherweise ist die Fangemeinde unglaublich angewachsen. Das zeigt sich nicht nur in ständig steigenden Teilnehmerzahlen bei der Transvulcania, sondern auch durch die Wahl von Kilian Jornet zum Abenteuerer des Jahres 2014 im National Geographic. 75.000 Votes gab es für den Katalanen – das waren mehr Leser als 2013 für den Stratosphären-Springer Felix Baumgartner gestimmt hatten. Wohin läuft Skyrunning – und warum ist es so erfolgreich?
Skyrunner-Wohngemeinschaft: Philipp und Läufer vom Team Salomon wohnten dieses Jahr zusammen in einem Haus im Osten La Palmas. Foto: Philipp Reiter

Skyrunner-Wohngemeinschaft: Philipp und Läufer vom Team Salomon wohnten dieses Jahr zusammen in einem Haus im Osten La Palmas. Foto: Philipp Reiter

Philipp: Es geht um Abenteuer, um das Erlebnis, sich selber was zuzutrauen, zu sehen, was alles möglich ist und was Neues zu entdecken. Das fasziniert die Leute. Kilian kommt nicht wie ein Alien daher, sondern gibt mit seinen Bildern und Filmen tolle Ideen vor, die die Leute in der Realität selbst umsetzen können. Gleichzeitig hat er auch seine Probleme, und das zeigt er auch. Das macht ihn menschlicher und kommt ziemlich gut an. Wir haben während der Transvulcania 2014 zusammen mit Leuten vom Salomon-Team in einem Haus gewohnt, und Kilian ist total freundlich und hilfsbereit, der hat genauso abgewaschen wie die anderen.
Mitglieder der Skyrunner-Familie: Philipp trifft Carmen Rodríguez Sánchez, die beste palmerische UItra-Lady bei der Transvulcania 2014. Foto: La Palma 24

Mitglieder der Skyrunner-Familie: Philipp trifft Carmen Rodríguez Sánchez, die zweitplazierte palmerische UItra-Lady bei der Transvulcania 2014 bei einer privaten Aprés-Race-Fiesta. Foto: La Palma 24

Diese Sportler-Wohngemeinschaft zeigt ja auch, dass es im Trail-Running  noch sehr familiär zugeht...Philipp: Ja, das ist total schön. Vor allem weil der Sport noch nicht so kommerzialisiert ist. Bergrennen sind nicht olympisch, es gibt wenig Verbandsstrukturen, alles ist noch ziemlich locker und offen. Entscheidend ist aber, dass nicht mal die besten Läufer bei den Langstrecken zwangsläufig ins Ziel kommen – Du verstauchst Dir den Fuß oder Dir wird schlecht. Deshalb hilft man sich gegenseitig, weil man weiß, dem geht´s jetzt schlecht.
Philipp beim Durchqueren von Tazcacorte bei der Transvulcania 2014:

Philipp beim Durchqueren von Tazcacorte bei der Transvulcania 2014 - Fans feuern ihn zum Durchhalten für die Schlussetappe nach Los Llanos an: Freude über die Popularität des Skyrunnings aber laut Philipp will "niemand Olympia, weil das unseren Sport nicht weiterbringt". Foto: La Palma 24

Stichwort Olympia: Gibt es Vorstöße bei den Skyrunning-Häuptlingen in diese Richtung?Philipp: Nein, im Gegenteil, wird sind wohl weltweit der einzige Sport, der das ganz bewusst nicht will. Nach der Transvulcania vor zwei Jahren hat man auf einer Skyrunning-Konferenz überlegt, wohin es jetzt gehen soll. Von 40 Leuten, darunter auch die Sponsoren, hat kein einziger für das Ziel Olympia gestimmt. Das ist schon ziemlich aussagekräftig.Und warum wollen die Himmelsstürmer nicht in den Sportlerolymp laufen?Philipp: Weil das Bewusstsein da ist, dass das unseren Sport, so wie wir ihn haben wollen, nicht weiterbringt.  Man muss auch realistisch sagen, dass ein Ultralauf in Fernsehübertragungen langweilig rüberkommt – es sei denn man hat Live-Bilder vom Heli aus.
Transvulvanier und Umwelt:

Philipp zu Transvulcania und Umwelt: "Wir entwickeln unterweg ein Bewusstsein, dass man die Natur schützen muss - ich bin auch für Zeitstrafen, wenn jemand unterwegs Abfall wegwirft". Foto: Philipp Reiter

Sehen die Trailrunner den Einfluss der Rennen auf die Umwelt genauso kritisch? Bei der Transvulcania sind allein beim Ultramarathon mehr als 2.000 Läufer durchs Weltbiosphärenreservat La Palma gejoggt. Richten solche Massen keine Schäden an?Philipp: Das würde ich nicht sagen, auf dieser Strecke wandern ja auch viele Leute das ganze Jahr über. Ich glaube eher das Gegenteil, wir zerstören die Natur nicht, sondern entwickeln unterwegs ein Bewusstsein, dass man sie schützen muss.
Philipps Lieblingsaussicht bei der Transvulcania: Blick auf den Teide im Sonnenaufgang - "einfach gigantisch". Foto: Philipp

Philipps Lieblingsaussicht bei der Transvulcania: Blick auf den Teide im Sonnenaufgang. Deshalb hat er dieses Motiv bei seiner Abreise vom Flugzeug aus noch einmal fotografiert - "einfach gigantisch".

Ich bin die Transvulcania jetzt schon zum dritten Mal gelaufen, und es ist immer wieder gigantisch, wenn ich zum Beispiel den Teide im Sonnenaufgang sehe. Wir alle möchten diese Erlebnisse immer wieder haben und keinen Müllhaufen. Das sehen auch die Veranstalter inzwischen so, und es gibt inzwischen schon Rennen mit  Zeitstrafen, wenn man was wegwirft. Ich bin dafür, dass da ruhig noch härter durchgegriffen wird.Offenbar gefällt Dir die Transvulcania auf La Palma – kommst Du 2015 wieder?Philipp: Ja, und ich reise ein bisschen früher an als 2014. Dann kann ich mich besser akklimatisieren. Außerdem will ich ja endlich mal die siebeneinhalb Stunden und in die Top-10 laufen. Dann muss ich ja wiederkommen (lacht).
Philipp Reiter und Emilie Forsberg, die 2014 leider verletzungsbedingt aufgeben musste: Hoffentlich auf Wiedersehen 2015. Foto: Jordi Saragossa

Philipp Reiter und Emilie Forsberg, die 2014 leider verletzungsbedingt aufgeben musste: hoffentlich auf Wiedersehen 2015. Foto: Jordi Saragossa

Unbedingt, Philipp, wir freuen uns darauf. Danke fürs Gespräch und viel Erfolg bei Deinen nächsten Rennen!Ergebnisse der Transvulcania 2014 und mehr Berichte zum Skyrunning im La Palma 24-Journal Philipp Reiter ist der aktuell beste deutsche Bergläufer. 2013 setzte er sich in der Gesamtwertung der Skyrunner-Ultra-World-Series auf Platz 8. Philipp wohnt bei seinen Eltern in Bad Reichenhall und studiert an der Uni Salzburg Biologie und Mathe auf Lehramt. Bei der Transvulcania wird er vom La Palma 24-Team unterstützt.

Von La Palma 24

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2 Comments

  1. Ich bitte um Infos. Hab 2015 Interesse und schon jetzt Lust…

    1. admin says:

      Hola Wolfgang,
      Sie finden alle Infos zur Transvulcania 2015 auf der Website http://www.transvulcania.net. Das La Palma 24-Journal fängt mit der nächsten Berichterstattung an, wenn die Einschreibefrist für 2015 eröffnet wird.

      Viele Grüße
      Gudrun Bleyhl
      Redaktion La Palma 24-Journal

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