Sie leben in Deutschland, sind chronisch krank und dauerhaft ärztlicherseits behandlungsbedürftig? Und möchten dennoch ein paar Monate das angenehme Klima auf La Palma genießen? Und fragen sich, könnte das gehen? Und wenn ja, wie?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, es geht! Gut sogar, sehr gut, doch es erfordert eine Menge an sorgfältiger Vorbereitung. Haben Sie diese alle getroffen, so steht einem entspannten Winteraufenthalt von maximal fünfeinhalb Monaten auf La Palma, trotz Behandlungsbedürftiger Erkrankung, nichts im Wege.
Der erste Schritt besteht in der Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt in Deutschland. Erläutern Sie ihm Ihre Idee und besprechen mit ihm, ob Ihr Gesundheitszustand eine so weite (Flug-)Reise, eine vielleicht körperlich anstrengende Klimaumstellung und eine mehrmonatige Abwesenheit aus dem gewohnten (ärztlichen) Umfeld zulässt. Gibt er grünes Licht oder befürwortet gar Ihr Vorhaben, stellt Ihnen vielleicht in Aussicht, dass Sie ihn, sollte es Probleme geben, auch in Ihrer Abwesenheit kontaktieren können, so haben Sie den wichtigsten Schritt schon erledigt.
Als zweiter Schritt erfolgt die Kontaktaufnahme mit Ihrer (gesetzlichen) Krankenkasse. Rufen Sie sehr rechtzeitig vor dem geplanten Reiseantritt einfach dort an und lassen sich mit der zuständigen Mitarbeiterin für Auslandsangelegenheiten verbinden. Erklären Sie ihr, dass Sie um die Kostenübernahme für eine Behandlung im Ausland bitten. Daraufhin wird Ihnen postalisch ein Antrag für die Kostenübernahme zugestellt.
Der dritte Schritt erfordert wieder ein Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt. Bitten Sie ihn, Ihnen Diagnose(n) sowie die Notwendigkeit und Art der Behandlung zu attestieren. Beides senden Sie, zusammen mit der Bitte um Kostenübernahme, Ihrer Krankenkasse zu. Aus dem Antrag muss auch hervorgehen, wie lange die Behandlung geplant ist (von….bis) sowie der Ort, wo sie erfolgen soll:
Für Kassenpatienten ist das hier das Hospital General de la Palma, Crta. La Cumbre 28, E-38713 Brena Alta, La Palma, Tenerife (Adresse bitte genau angeben).
Wurde, was leider oft ziemlich lange dauern kann, dem Antrag stattgegeben, sind Sie bezüglich der entstehenden Kosten auf der sicheren Seite. Nun müssen Sie sich um die Behandlung selbst kümmern. Dazu bedarf es als vierten Schritt wieder der Zusammenarbeit mit Ihrem behandelnden Arzt an Ihrem Wohnort. Bitten Sie ihn um die Aufstellung
- Ihrer kompletten Anamnese, diese nicht nur Ihre aktuelle Erkrankung betreffend,
- um die jeweilige Medikamentation, die während Ihrer Behandlung verabreicht wurde und
- um die derzeitigen Befunde und die jetzige Medikamentation, verbunden mit
- dem aktuellen Behandlungsplan.
Der fünfte Schritt ist dann wieder relativ einfach: Suchen Sie sich eine vereidigte Übersetzerin und lassen von ihr alle Papiere ins Spanische übersetzen, auch die Kostenübernahmebestätigung. Ein Anschreiben an das Hospital, aus welchem Ihre Idee hervorgeht, verbunden mit der Bitte, die Behandlung ab einem von Ihnen zu benennenden Zeitpunkt weiterzuführen, lassen Sie bitte ebenfalls übersetzen (bei der Vermittlung einer mit La Palma und eben diesen Angelegenheiten erfahrenen Übersetzerin bin ich gerne behilflich). Senden Sie dann alle übersetzten Unterlagen an das Hospital.
Der sechste Schritt: Abwarten. Geduld haben. Aus dem Krankenhaus direkt werden Sie höchstwahrscheinlich keine Rückmeldung bekommen. Telefonieren (wen genau anrufen?) ist schwierig, bestimmte Telefonnummern (welche?) herauszubekommen ebenso. Deswegen wäre es gut, Sie hätten eine perfekt spanisch sprechende Person vor Ort, die sich um Ihre Angelegenheit kümmert. Das heißt, die sich möglichst mit Termin und den Kopien Ihrer Unterlagen ins Krankenhaus begibt, um so einen ersten Besprechungs- und behandlungstermin für Sie festzumachen.
Der siebte Schritt: Alles ist erledigt, Sie sind als Patient*in aufgenommen und „im System“, also kann die Weiterbehandlung beginnen. Zunächst werden Sie sich ein bisschen fremd vorkommen im hiesigen Hospital, alles ist ein bisschen anders als zuhause, vielleicht auch nicht ganz so schick und elegant. Aber hier hat man Zeit für Sie, ein Lächeln, liebevolle Handreichungen, allgemein gute Stimmung und positive Atmosphäre, das Personal ist freundlich zu den Patient*innen und zueinander, die Krankenschwestern sind überaus zuvorkommend und jederzeit bei allem behilflich, niemals hat man als Patient*in das Gefühl, hier hat keiner Zeit für mich, im Gegenteil. Und last but keinesfalls least: die Kompetenz und Professionalität der Ärzt*innen und Mitarbeiter*innen steht der der deutschen Ärzte und des deutschen Pflegepersonals in keinem Bereich nach! Ihres und das hohe Ansehen der Ärzt*innen ist mehr als gerechtfertigt.
Der achte Schritt: Tun Sie es! Überwintern Sie als chronisch kranker und dauerhaft behandlungsbedürftiger Mensch auf La Palma. Es geht! Es ist –zugegeben- in der Vorbereitung ein bisschen aufwändig, der Zuwachs an Lebensqualität aber rechtfertigt die kleinen Anstrengungen und Aufregungen unbedingt!
Von Daniela Flemming
Danke fuer den gut recherchierten und hilfreichen Plan. Wie sieht es mit Privatpatienten aus? Klar, OK von Versicherung vorher einholen, Anamnese, Behandlungsplan auf Spanisch etc . Mir ist in Erinnerung geblieben, dass gegenueber der oeffentlichen Klinik auch eine private besteht. Haben Sie da im Kontakt mit denen Erfahrung? Ich vermute, 30% Ihrer Leserschaft ist privat versichert ….
Besten Dank fuer Antwort
Für privat versicherte Personen gilt das gleiche Prinzip. Privatversicherungen (spanische wie deutsche) haben einen Vertrag mit festgeschriebenen, vor Ort befindlichen Ärzten und Kliniken. Das heißt, auch Privatversicherte sollten, so sie hier als chronisch kranke Patient*in für längere Zeit behandelt werden müssen, als ersten Schritt Kontakt zu ihrer Versicherung aufnehmen. Dort wird ihnen eine Liste der mit ihrer Krankenversicherung im Vertrag stehenden Ärzt*innen und Kliniken zugestellt. Diese sollten von den privat versicherten Personen dann auch in Anspruch genommen werden. Sind Sie akut erkrankt oder haben einen Unfall erlitten, so können Sie privat abrechnende Ärzt*innen aufsuchen und im Anschluss an Ihre Behandlung die Rechnung bei Ihrer privaten Krankenversicherung einreichen. Die angefallenen Kosten werden in aller Regel komplett erstattet.